Maschinenbau, Ingenieurwesen, Informatik

Ingenieure und Informatiker können sich die Jobs aussuchen. Die Absolventen der Elite-Unis kommen besonders gut an.

A. Himmelrath, B. Mersch | 16.12.2023
Maschinenbau Studium

Im vergangenen Oktober zitterten viele Universitätsrektoren in Deutschland, als in Bonn die Ergebnisse des Exzellenzwettbewerbs verkündet wurden. Da entschied sich, welche Hochschule den renommierten Titel „Elite-Universität“ tragen darf.Insgesamt neun Universitäten haben die Auszeichnung ergattert, darunter die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen. In der ersten Runde des Elite-Wettbewerbs waren bereits die beiden Unis in München und die Universität Karlsruhe ausgezeichnet worden. Neben dem Prestigegewinn profitieren sie auch in finanzieller Hinsicht: Fünf Jahre lang bekommen sie pro Jahr rund 13 Millionen Euro von Bund und Ländern.

Der Titel überzeugt offenbar auch Personaler. Im Junge-Karriere-Ranking schnitten die Elite-Unis Aachen, Karlsruhe und die TU München besonders gut ab. Im Fach Maschinenbau machte Aachen das Rennen. 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass hier die besten Absolventen ausgebildet werden. Die Uni Karlsruhe folgt mit 44 Prozent auf dem zweiten Platz, die TU München auf dem dritten (41,3 Prozent). In der Elektrotechnik haben die Personaler ähnlich entschieden. Und auch in der Informatik machten die drei Elite-Unis das Rennen unter sich aus. Karlsruhe liegt hier mit 54,8 Prozent klar an der Spitze. In den Ingenieurwissenschaften liegt die Universität Karlsruhe mit 53,1 Prozent ebenfalls deutlich vorne. Darmstadt folgt mit 35,9 Prozent der Nennungen auf dem zweiten, die Technische Universität Berlin mit Abstand auf dem dritten Platz (9,5 Prozent). Viel Lob also für die Universität Karlsruhe, die zurzeit viele Erfolge für sich verbuchen kann.

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Die Universität ergatterte den begehrten Titel „Elite-Uni“ für das „Karlsruher Institut für Technologie“, das gemeinsam mit dem Forschungszentrum Karlsruhe ins Leben gerufen wurde, um in der Wissenschaft neue Wege zu gehen. Das Geld aus der Exzellenzinitiative fließt zwar in Forschungsprojekte – doch auch die Studenten profitieren von dem Karlsruher Erfolg: „Wir integrieren die Wissenschaftler aus dem Forschungszentrum auch in die Lehre“, sagt Jürgen Becker, Prorektor für Studium und Lehre an der Uni Karlsruhe, „auf diese Weise gelingt es uns, den Studenten die neuesten Forschungsergebnisse zu präsentieren.“ Ein Teil des Geldes aus der Exzellenzinitiative wird auch verwendet, um neue Lehrstühle einzurichten. Einen innovativen Weg gehen die Karlsruher mit den so genannten „Shared Professorships“, die gemeinsam mit der Industrie entstehen. Die Finanzierung übernehmen beide Seiten zu gleichen Teilen – und auch die Professoren arbeiten je zur Hälfte in der Industrie und am Institut.

Die Studenten profitieren von diesen Kooperationen. Als studentische Hilfskraft bekam Christoph Schmutzler, der sich auf Informationstechnik spezialisiert, engen Kontakt zum IT-Unternehmen Xilinx mit Sitzen in Kalifornien und Irland. Im vergangenen Jahr absolvierte er für mehrere Monate ein Praktikum in der Niederlassung in Dublin, wo er eigene Programmierarbeiten übernehmen konnte: „Dadurch bekomme ich schon früh eine Idee davon, welcher Berufszweig zu mir passen könnte“, sagt Schmutzler. Trotzdem ist der 24-Jährige froh, an einer Universität zu studieren. So kann er sich noch offenhalten, ob er nach dem Studium eine Stelle sucht oder eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt.

Studienanfänger, die sich stärker auf die Praxis als auf die Forschung konzentrieren möchten, sollten dagegen einen Studiengang an einer Fachhochschule vorziehen. Die Ausbildung an einer FH ist praxisorientierter als die an einer Uni. Durch die Einführung der neuen Bachelor- und Master-Abschlüsse sind zwar auch die Universitäten aufgefordert, ihre Angebote stärker auf die Bedürfnisse von Arbeitgebern abzustimmen – in der Praxis bleibt die Trennung zwischen Fachhochschule und Universität jedoch häufig bestehen. „Wir haben einen Forschungsauftrag“, sagt Jürgen Becker von der Uni Karlsruhe, „und daran halten wir auch fest.“ Für die Studenten habe es Vorteile, wenn sich die FHs dagegen weiterhin stärker auf die Praxis konzentrieren: „So kann jeder Student die Hochschulform wählen, die am besten zu ihm passt.“

Was die Berufsaussichten angeht, haben FH-Absolventen gute Karten. Das Junge-Karriere-Ranking zeigt: Viele Personaler beurteilen die Ausbildung an einer Fachhochschule sogar besser als die an einer Universität. Die Fachhochschulen punkten nach wie vor bei der Vermittlung von praktischen Kompetenzen. 72,9 Prozent der Personaler finden, dass die FH-Absolventen hier die besseren Karten haben. 83,6 Prozent loben zudem besonders die kürzere Studiendauer.In den Fächern Maschinenbau und Elektrotechnik belegt jeweils die Fachhochschule München den Spitzenplatz. Zu den Gewinnern in allen Fächern zählt die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. Sie ist die beste Ausbildungsstätte für Wirtschaftsingenieure, den zweiten Platz belegt sie in Wirtschaftsinformatik, Maschinenbau und Elektrotechnik. Und bei den Informatikern wird sie an dritter Stelle genannt. In der Summe konnte sich die Fachhochschule also in fünf Fächern einen der vordersten drei Plätze sichern.

„Wir profitieren von der Technologie-Region in und um Karlsruhe“, sagt FH-Rektor Karl-Heinz Meisel. Die Hochschule habe enge Kontakte zur Wirtschaft, die die Studenten schon während ihres Studiums nutzen können. Wie alle Fachhochschulen in Baden-Württemberg werden nur Professoren berufen, die mindestens drei Jahre in einem Unternehmen gearbeitet haben. Die Jobaussichten der Absolventen sind gut. Über 95 Prozent finden innerhalb von drei Monaten eine Stelle, zeigt eine Erhebung der Hochschule. Und mehr als 60 Prozent müssen nicht mal eine Bewerbung abschicken – sie bleiben gleich in dem Unternehmen, in dem sie ihre Abschlussarbeit geschrieben haben.

Tipp: Wer sich für Technik und Nachhaltigkeit interessiert, sollte sich den Studiengang Technik und Natur angucken oder Umwelt.

Doch egal ob Uni oder FH – auf dem Arbeitsmarkt werden die Absolventen händeringend gesucht. Dem deutschen Arbeitsmarkt stehen zurzeit viel zu wenig Fachkräfte zur Verfügung. Bei den Ingenieuren sind rund 95 000 Stellen nicht besetzt. Das Problem: Es rücken nicht genug Studenten nach. Zwischen 1995 und 2006 ist die Zahl der Ingenieurabsolventen bundesweit von rund 50600 auf etwa 39100 gesunken – und das, obwohl insgesamt mehr Studenten einen Hochschulabschluss erworben haben.

„Wir sehen eine ernst zu nehmende Lücke, die sich auch in den kommenden Jahren nicht schließen wird“, sagt Martina Offermanns vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Über Praktika und Stipendien versuchen Unternehmen deshalb, gute Studenten schon so früh wie möglich an sich zu binden. Ein abgeschlossenes Ingenieurstudium allein ist aber noch keine Erfolgsgarantie. „Weil die Studenten mit einer solchen Vielzahl von Angeboten konfrontiert werden, fällt ihnen die Entscheidung für eine Branche oft schwer“, sagt Martina Offermanns. Sie leitet beim VDI die Karriere-Abteilung und rät den angehenden Ingenieuren, schon zu Beginn des Studiums die eigenen Ziele klar zu definieren – trotz der straffen Stundenpläne in den Bachelor- und Master-Studiengängen: „Für Auslandssemester und Praxiserfahrungen sollten sie sich trotzdem genügend Zeit nehmen.“

Die Lage in der IT- und Telekommunikationsbranche ist ebenfalls gut. Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) erwarten 73 Prozent der Unternehmen aus der Hightech-Industrie für 2008 steigende Umsätze – gute Bedingungen für zusätzliche Stellen. 57 Prozent der Unternehmen planen, in diesem Jahr neue Mitarbeiter einzustellen. Allein bei Softwarefirmen und IT-Dienstleistern sind in den letzten sechs Jahren 82 000 neue Jobs entstanden. Das Junge-Karriere-Ranking zeigt: Ausnahmslos jedes der befragten IT-Unternehmen sucht derzeit Informatiker. Interessant sind die Absolventen außerdem für die Elektroindustrie (69,2 Prozent). Wirtschaftsinformatiker haben auch bei Banken gute Aussichten (57,1 Prozent).

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Nach Ansicht der Personaler kommen die besten FH-Absolventen der Wirtschaftsinformatik aus Furtwangen. Die Fachhochschulen in Karlsruhe und Wedel erreichen mit 28,4 Prozent und 20,0 Prozent ebenfalls viele Nennungen. Bei den Unis landete in diesem Fach die Technische Universität Darmstadt mit Abstand auf dem besten Platz – deutlich vor der TU München und der Uni in Mannheim. In Darmstadt hat die Wirtschaftsinformatik Tradition. An der technischen Uni wurde das Fach schon vor über 30 Jahren eingeführt. „Wir waren die Ersten in Deutschland“, sagt Peter Buxmann, Studiendekan der Fakultät Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Das Besondere: Die Studenten absolvieren jeweils zwei Drittel eines kompletten BWL– und Informatikstudiums. „Sie wissen also, was Interdisziplinarität heißt“, sagt Buxmann.

Das Gleiche gilt für das Fach Wirtschaftsingenieurwesen, das ebenfalls an der Hochschule angeboten wird und einem ähnlichen Prinzip folgt. Die inhaltliche Ausrichtung überzeugt Personaler: Im Junge-Karriere-Ranking landete die Universität mit 35,9 Prozent auf dem zweiten Platz direkt hinter der Universität Karlsruhe.