Corona-Lexikon: Von Homeoffice bis Zoom – Welche Wörter die Krise geprägt hat
Mehr als 100 Tage sitzen wir gefangen in der Pandemie. Begriffe wie Homeoffice und Kurzarbeit wurden neu geprägt. Zeit für ein ABC.
Nahaufnahme eines Virus I W wie Wuhan: Millionenstadt in Zentralchina und mutmaßlich der Ursprungsort der Pandemie.
Mit Corona lässt sich inzwischen fast jedes Wort ergänzen: Corona-Frisur, Corona-Kilos, Corona-Partys. Mancher mag vielleicht schon im Januar geahnt haben, dass 2020 wegen der Corona-Krise ein ganz anderes Jahr werden würde. Doch für die meisten wurde es erst am 16. März klar, an dem in den meisten Bundesländern Schulen und Kitas erstmals geschlossen blieben.
Sportinteressierten dämmerte es womöglich erst am 17. März, als die Fußball-EM auf 2021 verschoben wurde. Als schließlich am 18. März Bundeskanzlerin Angela Merkel extra eine Fernsehansprache hielt, war es sehr deutlich.
Die Letzten merkten es dann am 23. März, als die von Bund und Ländern beschlossene Kontaktsperre in Kraft trat. Seit etwa drei Monaten ist nun Pandemie-Zeit, wie man sie bisher nur aus Katastrophenfilmen kannte.
Zeit für eine Art Lexikon von A bis Z über das neue Leben – garantiert ohne Attila Hildmann, Bill Gates, Boris Johnson, Donald Trump, Christian Drosten und Alexander Kekulé.
A wie Autokino: Das totgeglaubte Autokino, das eigentlich für die 1950er Jahre zu stehen schien, erlebt plötzlich wegen des praktischen Abstands eine Renaissance – vom Heino-Konzert bis zum Gottesdienst. Drive-in gibt es zudem auch beim Bäcker oder Zirkus.
B wie Bergamo: Symbolischer Ort in Italien für den Schrecken der Coronavirus-Krise – das schmucke Städtchen bei Mailand wurde zum Inbegriff einer aus der Kontrolle geratenen Epidemie mit vielen Toten und schlimmen Bildern von Särgen.
C wie Covidioten: Wort für Protestierende gegen die Corona-Maßnahmen. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sagt, schon seit der Flüchtlingskrise gebe es „einen kommunikativen Klimawandel, eine ungesunde Überhitzung von Debatten“.
D wie Drogeriemärkte: Sie waren immer geöffnet und daher in Zeiten der Pandemie auch ein Anker und Zufluchtsort – hier wurde Klopapier und Desinfektionsmittel gehamstert. Mancher sprach schon von „dm“ und „Rossmann“ als den neuen In-Locations – manchmal sogar mit Türstehern wie sonst bei Clubs.
E wie Erntehelfer: Wer holt in der Corona-Krise den Spargel von den Feldern? Diese Frage bewegte und sorgte am Ende tatsächlich dafür, dass viele osteuropäische Erntehelfer einreisen durften.
F wie Flatten the curve: Die „Abflachung der Kurve“ ist eine Parole und Strategie für die öffentliche Gesundheit, um die Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus in der Covid-19-Pandemie wenigstens zu verlangsamen.
G wie Gehalt: Wegen der Kurzarbeit müssen viele Arbeitnehmer auf Teile ihres Gehalts verzichten. Für viele Menschen kann das nach ein paar Monaten die Existenz bedrohen. Daher ist es möglich, sich nebenbei was dazuzuverdienen. Doch dabei sind ein paar Dinge zu beachten.
H wie Homeoffice, Homeschooling: Geschlossene Arbeitsstätten und Schulen führten zu stressigen Situationen für Millionen Menschen – Arbeiten zu Hause und Kinderbetreuung führten viele an ihre Grenzen.
I wie Ischgl: Traurige Berühmtheit erlangte dieser Ort in Tirol, weil sich das Coronavirus von dort über weite Teile Europas ausgebreitet haben dürfte. Vor allem bei den Après-Ski-Partys in den Wintersportorten dürften sich viele Menschen angesteckt haben.
J wie Joggen: Manche schilderten Erlebnisse mit Joggern, die an ihnen vorbeipreschen und ohne jedes Problembewusstsein rumkeuchten. Die „taz“ polemisierte über „die SUVs unter den Fußgängern.“ Sogenannte Kampfjogger schauten beim Laufen nicht nach links und rechts.
K wie Kurzarbeitergeld und Kündigung: Das Kurzarbeitergeld ist Leistung aus der Arbeitslosenversicherung, damit Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht kündigen müssen, obwohl es weniger zu tun gibt. Während der Kurzarbeit kann niemand gekündigt werden. Nun kommen die ersten Unternehmen in den normalen Modus zurück, weswegen die Jobangst umgeht.
L wie Lockdown und Lockerung: „Lockdown“ meint im Wortsinn eine Ausgangssperre an Gebäuden oder in bestimmten Bereichen. In der Corona-Krise steht das Wort als Synonym für die Einschränkung des öffentlichen Lebens, für ein „Herunterfahren“. Das Wiederhochfahren ist dann die Lockerung.
M wie Maske und Mund-Nasen-Schutz: Früher wurde verwundert auf Asiaten geschaut, die Masken trugen; inzwischen ist die Überheblichkeit gewichen und Millionen sehen in Bezug auf eine mögliche Tröpfcheninfektion den Nutzen eines Mund-Nase-Schutzes, der außerdem rasch zum modischen Accessoire wurde. Masken sind die neuen Sneaker.
N wie Nudeln: Nudelwitze waren neben Klopapier-Gags übers Hamstern eine Zeit lang hoch im Kurs, vor allem am Anfang der Krise. Grund: Was kochen viele, wenn sie es plötzlich zu Hause selber machen müssen und es schnell gehen soll? Natürlich Pasta! Basta.
O wie Online-Boom: Der Einzelhandel in Deutschland erlitt wegen geschlossener Geschäfte in der Corona-Krise hohe Umsatzeinbußen. Während das Geschäft mit Lebensmitteln und Getränken im Shutdown anzog, erlebten Modehändler eine Katastrophe.
OE wie Öffnungsdiskussionsorgien: Diese Kanzlerin-Wortschöpfung vom 20. April während einer Schaltkonferenz des CDU-Präsidiums zu weitergehenden Lockerungen der Bundesländer löste Debatten aus. Angela Merkel machte sich Sorgen über das Risiko eines Rückfalls.
P wie prominente Tote: Die Liste der prominenten Covid-19-Toten ist lang, zu ihnen zählen der Magier Roy Horn (von Siegfried und Roy), der „I Love Rock ’n‘ Roll“-Songwriter Alan Merrill, der Jazzpianist Ellis Marsalis, der Rapper Ty, der Dramatiker Terrence McNally, die Schauspielerin Lee Fierro, Schauspieler wie Allen Garfield, Mark Blum und Tim Brooke-Taylor, der Musiker Adam Schlesinger, die Saxofonisten Lee Konitz und Manu Dibango, der Trompeter Wallace Roney, der Bassist Henry Grimes, der Kameramann Allen Daviau („E.T.“) sowie Jörn Kubicki, Lebensgefährte von Berlins früherem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit.
Q wie Queen: Von allen weltpolitischen Führungsfiguren war Königin Elizabeth II. wohl die Beeindruckendste, als sie am 5. April zum gemeinsamen Durchhalten aufrief. „Aber es werden wieder bessere Tage kommen, wir werden mit unseren Freunden vereint sein, wir werden mit unseren Familien vereint sein. Wir werden uns wiedersehen.“
R wie Relevanz und R-Wert: Systemrelevanz wurde zum Schlagwort – Ärztinnen, Pflegerinnen, Verkäuferinnen, Müllmänner sind für die Gesellschaft unverzichtbar. Bei Restaurants, Theatern, Bundesliga zum Beispiel gab es dagegen hitzige Diskussionen. Was zählt wirklich? Ein weiterer Begriff mit R wurde der R-Wert (Reproduktionszahl), der angibt, wie viele Personen ein Infizierter im Mittel ansteckt.
S wie Social distancing und Superspreading: Vieles wird gern englisch ausgedrückt, als wenn es dann schöner wäre – statt „körperlichen Abstand wahren“ als Parole auszugeben, setzte sich vielfach die Formulierung der sozialen Distanz durch. Als „Superspreader“ werden derweil Leute bezeichnet, die besonders viele Menschen infizieren. Die Angst vor Superspreading-Events ging und geht um.
T wie Triage: die Entscheidung von Medizinern, wer weiter behandelt und wer aufgegeben wird. Horrorszenario einer Pandemie, das an einigen Orten bittere Realität geworden ist.
U wie Urlaub: Der Sommerurlaub wird 2020 für die meisten anders als bislang. Wegen der Unsicherheiten und Reisebeschränkungen planen Millionen höchstens einen Inlandsurlaub. Auch die Rhön ist schön.
V wie Visiere: auch Face Shields genannt. Sie werden in Gastronomie und bei Ärzten oder Friseuren als zusätzlicher Schutz genutzt. Sie sollen aber das Verströmen von Aerosolen nicht so gut abhalten wie Masken. Laut Robert Koch-Institut können Visiere nicht als gleichwertige Alternative zur Mund-Nasen-Bedeckung gesehen werden.
W wie Wuhan: Millionenstadt in Zentralchina und mutmaßlich der Ursprungsort der Pandemie; in einer beispiellosen Aktion riegelte die chinesische Regierung die besonders schwer vom Coronavirus betroffene Stadt monatelang ab.
X wie XXX: Top-Level-Domain für erotische Inhalte und Sex – in Zeiten der Pandemie und des Abstandsgebots weichen viele auf Pornos aus.
Y wie Yogamatte: Geschlossene Fitnessstudios und psychische Anspannung trieben viele auf die Matte daheim für kleine Trainingseinheiten oder auch Entspannungsübungen.
Z wie Zoom: Populär gewordene Video-App, die viele nun vom Arbeiten zu Hause kennen. Was früher im Büro zwischen Kaffeeküche und Konferenztisch besprochen wurde, passiert nun am Bildschirm. Dabei kommt es auch zu ungewollten Einblicken ins Privatleben der Kollegen.
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