Dienstreisen: Geschäftsreisende wollen lieber das Klima schützen als Bonusmeilen sammeln
Eine Studie zeigt: Es fehlt an geeigneten Richtlinien der Unternehmen.
Verzicht auf Flugreisen Im beruflichen Umfeld wächst das Interesse am Klimaschutz. Das gilt besonders für Dienstreisen. © Karriere Foto: Jeshoots.com on Unsplash
Geschäftsreisende sind zunehmend bereit, für den Klimaschutz unterwegs auf bestimmte Annehmlichkeiten zu verzichten.
Doch auch der Arbeitgeber soll das durch entsprechende Richtlinien unterstützen: Dass sich die Klimadebatte sukzessive auf das Verhalten bei Dienstreisen auswirkt, ergab eine aktuelle Umfrage des Düsseldorfer Marktforschungsinstituts Innofact, die SAP Concur in Auftrag gegeben hatte. Die Ergebnisse liegen dem Handelsblatt und karriere.de exklusiv vor.
Die Tochter des Software-Riesen SAP ist der global führende Anbieter von Reisebuchungs- und Reisekostenabrechnungslösungen für Unternehmen.
1008 Geschäftsreisende wurden für die Studie „Geschäftsreisen im Kontext der Klimadebatte“ befragt, die belegt, dass bei Mitarbeiter von Unternehmen überwiegend die Bereitschaft dazu besteht, das persönliche Reiseverhalten klimafreundlicher und den CO2-Fußabdruck nicht nur im Privatleben umweltverträglicher zu gestalten.
Kaum Nachfrage von Unternehmen zu klimafreundlichen Lösungen
Dagegen mangelt es aus Sicht der Beschäftigten, so ein weiteres Ergebnis der Studie, an fördernden Reiserichtlinien der Unternehmen und der Transparenz darüber, wie die Unterschiede im CO2-Ausstoß unterschiedlicher Verkehrsmittel bei jeder Dienstreise sind.
„Wir erleben eine Kluft zwischen dem Bedürfnis der Geschäftsreisenden nach Klimaschutz und der Nachfrage der Arbeitgeber nach klimafreundlichen Reisemanagement-Lösungen“, sagt denn auch Götz Reinhardt, Managing Director bei SAP Concur.
„Vielen Unternehmen scheint nicht bewusst zu sein, was schon heute technisch möglich ist.“
Überraschend ist sicher, dass es zwischen Baby-Boomern und den Millenials keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Einstellung zu klimafreundlichen Geschäftsreisen gibt.
Egal, welcher statistischen Kohorte die Arbeitnehmer angehören: Das Interesse daran ist mit etwa 70 Prozent überall in etwa gleich stark ausgeprägt.
Gerade bei den zwischen den frühen 80er- und den späten 90er-Jahren geborenen Millennials, die schon heute rund 40 Prozent der Beschäftigten im Arbeitsmarkt stellen, war angenommen worden, dass die Affinität zu Umweltthemen wesentlich stärker ausgeprägt ist als beispielsweise bei älteren Arbeitnehmern.
Bereitwilliger Verzicht auf Schnelligkeit und Komfort
Wesentliche Erkenntnis der Studie ist auch, dass dem Klimaschutz auf Reisen bereits mehr Bedeutung zugemessen wird als dem Sammeln bestimmter Bonifikationen.
Rund 44 Prozent der Befragten gaben an, schon heute ihre Geschäftsreisen möglichst klimaschonend zu buchen. Das Sammeln von Bonusmeilen und anderen Treuepunkten ist hingegen nur für 31 Prozent von Bedeutung.
Rund die Hälfte der Reisenden sind zudem bereit, beim Preis, der Schnelligkeit und dem Komfort der Reise für den Klimaschutz Abstriche zu machen.
Aus Sicht der Geschäftsreisenden sind entsprechende Reiserichtlinien in ihren Unternehmen aber bislang noch eher die Ausnahme. Im Vergleich zur Bedeutung des Themas für die Geschäftsreisenden sei die Nachfrage seitens der Unternehmen jedoch noch sehr verhalten.
Nur 20 Prozent der Befragten gaben an, dass solche Richtlinien existieren, die beispielsweise verbindliche Vorgaben zu klimaschonenden Verkehrsmitteln machen oder solche incentivieren.
Zunehmendes Interesse am Klimaschutz im beruflichen Umfeld
Fast zwei Drittel hätten gern, dass künftig solche Maßnahmen in den Unternehmen eingeführt werden.
Im Rahmen der Studie wies SAP Concur daraufhin, dass App-basierte Berechnungsmöglichkeiten für den CO2-Ausstoß von Auto, Flugzeug oder Bahn bereits im Markt vorhanden sind und von den Unternehmen auch zunehmend genutzt werden.
Abseits der Fokussierung auf Geschäftsreisen ergab die Studie, dass das Thema des Klimawandels die Menschen zunehmend beschäftigt. Für 78 Prozent der Befragten ist Klimaschutz eine wichtige Angelegenheit, besorgt in Bezug auf den Klimawandel sind bereits 71 Prozent.
„Die Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass der Klimaschutz für die Mehrheit der Deutschen eine wichtige Angelegenheit ist – eben auch im beruflichen Umfeld“, sagt SAP-Concur-Mann Reinhardt.
Interessant ist, dass die Aktivitäten der Umweltaktivistin Greta Thunberg und die Friday for Future-bewegung eine große Rolle spielen: Bei 43 Prozent der Befragten hat sich dadurch in den vergangenen Monaten das Interesse an den Auswirkungen des weltweiten Klimawandels weiter verstärkt.