Verzicht im Arbeitsalltag: Warum Fasten für Manager wichtig sein kann

17.11.2021

Zwei Drittel der Deutschen halten Fasten für sinnvoll. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Danach haben 44 Prozent schon häufiger und über mehrere Wochen hinweg auf ein Genussmittel verzichtet. Insgesamt haben etwa 1000 Leute an der Umfrage teilgenommen.

Auch im Management ist der Fasten-Trend längst angekommen. Bei den Buchinger-Wilhelmi-Fastenkliniken, einem der größten Anbieter von Heilfasten-Kuren, haben allein vergangenes Jahr 7000 Patienten eingecheckt. Etwa 60 Prozent davon waren Führungskräfte.

Und das hat auch einen Grund: „Manager überlasten ihren Organismus gleich auf mehreren Ebenen“, sagt Andreas Michalsen, Professor für klinische Naturheilkunde der Charité Berlin. „Sie schlafen zu wenig, bekommen auf Geschäftsterminen oft viel Essen angeboten und müssen im Alltag ein Zuviel an Aufgaben managen.“

Oft kämen übermäßiger Kaffee- und Alkoholkonsum hinzu, manchmal auch Schlafmittel. Da sei das Fasten „eine Art Gegenbewegung“. „Der Wunsch nach Entschleunigung ist groß“, bestätigt auch Businesscoach Udo Möbes, der Manager-Fastenseminare im Schwarzwald anbietet.

Die Varianten des Verzichts sind vielfältig. Da den Überblick zu behalten, ist schwierig. Kein Alkohol, weniger Zucker, das Netflix-Abo kündigen – ab wann beginnt eigentlich Fasten? Welche Möglichkeiten gibt es? Und was bringen sie? Wir beantworten die wichtigsten Fastenzeit-Fragen für den stressigen Arbeitsalltag.

Was bringt Fasten?

Biologen sind sich weitgehend einig, dass Fasten den Stoffwechsel des Körpers positiv beeinflusst. Die gezielte Reduktion von Kalorien wirkt entzündungshemmend, baut Gewicht ab und kann den Blutdruck senken. Neuere Studien beobachten außerdem positive Effekte bei Rheuma oder Diabetes. „Das alles gilt jedoch nur für Fastenmethoden wie das Heilfasten, die direkt die Ernährung betreffen“, sagt Experte Michalsen.

Digital Detox und andere Entsagungstrends hätten keine unmittelbaren physiologischen Effekte, könnten aber „durchaus positive Auswirkung auf Konzentration und Achtsamkeit“ erzielen, so Michalsen. Dass der Verzicht auf Alkohol und Nikotin gut für die Gesundheit ist, kann einem jeder Hausarzt bestätigen.

Ein Haken: Man weiß zwar sehr wohl, wie Fasten nach ein paar Tagen im Körper wirkt, kann jedoch schwer beschreiben, ob sich jemand auch nach mehreren Monaten noch gut fühlt. Klinische Langzeitbeobachtungen fehlen.

Welche Arten von Fasten gibt es?

Das Fasten-Angebot ist extrem breit gefächert. Im Ernährungsbereich gibt es Heilfasten, Basenfasten, Milch-Semmel-Diäten, 5:2-Fasten, 16:8-Fasten. Mal wird ganz auf feste Nahrung verzichtet. Das Intervallfasten erlaubt sogar, in gewissen Perioden seinen normalen Essgewohnheiten nachzugehen. So steht die Variante 5:2 für fünf Tage normal essen und zwei Tage Fasten, während 16:8 bedeutet, für 16 Stunden am Tag das Fasten einzuhalten und die übrigen acht Stunden normal zu essen.

Methodenkoffer hin oder her: „Das Wichtigste beim Fasten ist die Kalorienreduktion“, sagt Mediziner Michalsen. Der Experte rät zu einem Minimum von 100 Kalorien am Tag. Bei einigen Fasten-Varianten sind sogar 800 Kalorien pro Tag erlaubt. In Amerika gibt es auch Nulldiäten, das sogenannte Wasserfasten. Medizinisch ist das jedoch umstritten, weil bei Nulldiäten nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse abgebaut wird.

Beim Thema Digital Detox sollte jeder selbst als privater Nutzer seine größte Schwäche identifizieren: Streamingdienste, Social Media oder gleich das Smartphone generell abstellen? Auch wenn es etwas absurd klingt, aber es gibt durchaus nützliche Apps, die dabei helfen, die eigenen Entsagungsvorsätze durchzuziehen. Bekannte Programme heißen: „Freedom“, „Siempo“ oder „Better Habits“.

Was ist die ideale Dauer fürs Fasten?

Aus dem Intervallfasten hat man gelernt, dass der Körper schon nach einem drei viertel Tag in den Fastenmodus wechseln kann. „Allerdings braucht es für die Umstellung zwei bis drei Tage“, sagt Charité-Experte Michalsen. Als Mindestdauer für Fasten, das die Ernährung betrifft, gibt der Mediziner fünf Tage an. Ideal wären sieben Tage oder mehr.

Mehr: Wenn nicht gleich gefastet werden soll: 5 Tipps für eine gesunde Ernährung im Büro.