Tipps aus der Praxis: Ein Top-Headhunter verrät, wie Sie kündigen, ohne sich zu blamieren
Wer das Meckern abstellt und gut kommuniziert, kann nicht mehr viel falsch machen.
Personalmanager Gary Burnison Der Korn-Ferry-Chef gibt Tipps zum stilvollen Abgang aus Unternehmen. © Karriere
Wer in seinem Job unglücklich ist und den Arbeitgeber wechseln will, sollte eins bedenken: Auf die Art und Weise des Abgangs kommt es an.
Gary Burnison ist Chef des weltgrößten Personalberaters Korn Ferry. Als jemand, der selbst jahrzehntelang in der Unternehmensführung gearbeitet hat, hat er alle peinlichen Fehler gesehen, die Mitarbeiter auf Ihrer Abschiedstournee machen.
Der erfahrene Manager sagt: „Sobald Sie gekündigt haben, kommt eine Kette von Ereignissen in Gang, die nur schwer aufzuhalten ist.“ Sein Rat: „Ist der Frust auch noch so groß, im Affekt oder mit dramatischer Geste hinzuschmeißen, ist kontraproduktiv“.
Doch wie gelingt das – richtig kündigen? In einer Kolumne für den Wirtschaftssender CNBC hat Burnison die wichtigsten Tipps für einen stilvollen Abgang aufgeschrieben. Das sind sie:
1. Kündigungsgrund sich selbst eingestehen
Ihr Entschluss steht fest: Sie wollen kündigen. Nur warum eigentlich? „Denken Sie darüber nach, und seien Sie ehrlich zu sich selbst“, schreibt Burnison. Geht es Ihnen ums Gehalt, größere Herausforderungen, einen besseren Chef, eine Beförderung oder einfach nur eine Veränderung? Und ist das nicht vielleicht auch im jetzigen Umfeld möglich?
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2. Nichts überstürzen
Kommen Sie immer noch zu dem Schluss, das Kündigen die beste Option ist? Dann ist eines wichtig: Machen Sie keinen Schritt, bevor Sie den unterschriebenen Arbeitsvertrag Ihres neuen Jobs vorliegen haben. „Auch, wenn Sie Ihren Ausstieg seit Monaten planen“, sagt Burnison. Nichts ist bitterer als beim alten Chef darum zu betteln, den gekündigten Job doch behalten zu dürfen.
3. Persönlich kündigen
Bei der Kündigung selbst kann einiges schieflaufen. Das sollten Sie laut Burnison bedenken, wenn Sie die Nachricht überbringen:
- Sagen Sie es niemandem in der Firma, bevor Sie nicht Ihren direkten Vorgesetzten informiert haben.
- Warten Sie nicht bis zur allerletzten Minute.
- Kündigen Sie nicht per Mail. Treffen Sie sich immer persönlich und halten Sie das Gespräch so privat wie möglich. Arbeiten Sie fern der Zentrale, sei es im Ausland oder im Home Office, organisieren Sie einen Video- oder Telefonanruf.
- Das Schlimmste, was ein Angestellter tun kann, ist, zu kündigen und sang- und klanglos zu verschwinden. Solch ein Verhalten wird Ihrem Ruf großen Schaden zufügen.
4. Souverän bleiben und Danke sagen
Was gilt es noch zu beachten? „Haben Sie gute Erfahrungen mit der Firma gemacht, halten Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten positiv“, so Korn-Ferry-Boss Burnison. Aber selbst wenn Ihre Erfahrungen schlecht waren, sollten Sie das Gespräch nicht verkomplizieren.
Ein einfacher Anfang könnte sein: „Das ist sehr schwer für mich, aber ich habe mich entschieden, eine neue Position anzunehmen.“ Dann kann sich die Erzählung anschließen, was an der bisherigen Arbeit am meisten Spaß gemacht hat, was man gelernt hat und wie der derzeitige Job auf den nächsten Auftritt vorbereitet und warum man sich über die Veränderung freut.
Noch wichtiger aber ist, dass Sie sich für alles bedanken, was der Vorgesetzte getan hat, um Ihnen zu helfen, persönlich zu wachsen.
5. Plan B entwickeln
Als Personalexperte weiß Burnison: „Wenn Sie dem Unternehmen einen erheblichen Wert bringen, wird Ihr Chef Sie nicht verlieren wollen.“ Das erfordert einen „Plan B“: Wie reagieren Sie auf sein Gegenangebot mit mehr Gehalt, einer Beförderung, mehr Urlaub oder einen besseren Titel?
Wenn Sie sich bereits entschieden haben: „Lassen Sie sich nicht zu den glänzenden neuen Konditionen verleiten“, rät Burnison. „Sie könnten es später bereuen.“ Denn eine unterbreitete Kündigung beeinträchtigt das Vertrauen in die Loyalität.
6. Bitte nicht auskotzen
An diesem Punkt ist die Nachricht von Ihrem bevorstehenden Abgang den meisten Kollegen bekannt. Sie sollten alles tun, um ein positives Arbeitsumfeld zu fördern. Mit anderen Worten, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Ihren Kollegen jede negative Erfahrung, die Sie im Unternehmen gemacht haben, mitzuteilen oder womöglich damit zu prahlen, wie sehr Sie sich freuen, „endlich rauszukommen“. Burnison: „Egal, wie ungern Sie in der Firma arbeiten, bleiben Sie professionell und brechen Sie nicht die Brücken hinter sich ab.“
7. Verzichten Sie auf lange Verabschiedungsarien
Burnison rät: „Seien Sie auf gar keinen Fall einer derjenige, der an einem Freitagnachmittag eine E-Mail an hundert ihrer ‚engsten Kollegen‘ ausspuckt und schreibt: ‚Ich möchte mich wirklich bei allen bedanken. Nach dem heutigen Tag werde ich keinen Zugang mehr zu dieser E-Mail haben…‘“
Besser: Haben Sie tatsächlich enge Kontakte im Unternehmen geknüpft, schicken Sie den Betreffenden direkt eine Notiz mit Ihren Kontaktdaten. Und denken Sie daran, sich persönlich von Ihrem Vorgesetzten zu verabschieden, bevor Sie das letzte Mal das Haus verlassen. Er wird die Geste zu schätzen wissen.
Bleiben Sie schließlich mit Ihren Kollegen und Beratern in Kontakt. „Man weiß nie, ob sie nicht mal eine wertvolle Referenz sein können, die Ihnen zu größeren und besseren Karriere-Chancen verhilft“, sagt der Korn-Ferry-CEO.