Lügen erkennen: Wichtige Anzeichen dafür, dass Sie belogen werden
Wir alle lügen täglich. Doch wir erkennen eine Lüge nur schwer. Dabei gibt es klare Körpersignale.
Durch genaue Beobachtung können Lügner enttarnt werden.
Es gibt „Notlügen“ oder Floskeln, mit denen wir unser Leben einfacher machen wollen. Etwa: „Einen schönen Tag!“, obwohl wir dem Anderen die Pest an den Hals wünschen. Es gibt aber auch Lügen, die gezielt dazu dienen, einen begehrten Job zu bekommen, die Partnerschaft zu retten oder um eigenes Fehlverhalten zu vertuschen. Diese Lügen zu enttarnen ist schwer.
Die Sympathiefalle
„Wenn man wissen möchte, ob jemand lügt, muss man Verhaltenssignale, die auf Ehrlichkeit hindeuten, ignorieren“, schreiben die CIA-Agenten Phil Houston, Michael Floyd und Susan Carnicero in ihrem Buch „Den Lügner erkennen“. Alle drei Autoren haben jahrelange Erfahrung mit Lügendetektortests.
Wer lügt, wird sein Gegenüber davon überzeugen wollen, dass er die Wahrheit sagt. Außerdem möchte der Lügner Sympathien gewinnen und sein Gegenüber auf seine Seite ziehen. Denn je mehr wir jemanden mögen, desto eher glauben wir ihm und wollen dies auch.
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Keine negativen Fragen
Wenn wir nicht die Antwort bekommen, mit der wir gerechnet haben, greifen wir oft zu negativ formulierten Fragen. Beispiel: Sie fragen eine Autofahrerin, ob sie schon einmal die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschritten hat, und sie antwortet: „Nein, noch nie.“
Diese Antwort wird Sie vermutlich überraschen, also haken Sie spontan noch einmal nach: „Sie haben noch niemals die Höchstgeschwindigkeit überschritten? Wirklich noch nie?“ Doch damit bestärken sie Ihren Gesprächspartner, bei der Antwort zu bleiben.
Legitimieren, rationalisieren und minimieren
Beginnen Sie Ihre Frage mit einer Einleitung des Themas und erklären Sie dann, warum diese Frage so wichtig ist und worum es geht. Legitimierungen führen dazu, dass Menschen die Frage ehrlicher beantworten. Auch Rationalisierungen eignen sich sehr gut als Prolog zu einer Frage – beispielsweise: „Niemand ist perfekt“ oder „Jeder macht einmal etwas falsch“.
Das kann enorm dazu beitragen, den Gesprächspartner für die Frage zu öffnen. Auch durch Minimierung kann verhindert werden, dass sich jemand hinter seiner Lüge verschanzt – zum Beispiel mit Äußerungen wie: „Wir möchten diese Angelegenheit ja nicht unnötig aufbauschen.“
Keine Verdachts- oder Suggestivfragen
Mit einer Suggestivfrage versucht man den Gesprächspartner zu beeinflussen und ihm eine bestimmte Antwort in den Mund zu legen: „Sie haben doch gestern Abend das Geld genommen?“
Eine Verdachtsfrage ist: „Was ist gestern Abend mit dem Geld passiert?“
Der Unschuldige sagt: „Keine Ahnung.“ Wer schuldig ist, muss nachdenken und sagt also eher: „Sie fragen mich, was da passiert ist? Woher soll ich denn das wissen?“
Gezielte Köderfragen
Eine klassische Köderfrage wäre: „Könnte es einen Grund geben, warum jemand behauptet, Sie hätten das Geld genommen“? Es handelt sich dabei um eine hypothetische Frage, die auf einem psychologischen Prinzip namens „Gedankenvirus“ beruht, beschreiben die US-Autoren in ihrem Buch.
Wenn jemand sagt: „Die Chefin möchte dich sofort in ihrem Büro sprechen“, schlägt ein solches Gedankenvirus zu. Der Angesprochene macht sich nämlich sofort Gedanken darüber, was er angestellt haben könnte, was jetzt droht und spielt alle Konsequenzen durch.
Wenn man jemanden fragt: „Was sollte Ihrer Meinung nach mit der Person passieren, die das getan hat?“, fordert man die verdächtige Person auf, sich selbst zu verurteilen.
Dahinter steht die Theorie, dass jemand, der schuldig ist, naturgemäß eine milde Strafe vorschlagen wird. Wer unschuldig ist, wird sich dagegen wohl für eine strengere Bestrafung aussprechen.
Das Problem mit dieser Theorie ist, dass Lügner und Betrüger immer nach Möglichkeiten suchen, die Wahrnehmung ihres Charakters zu manipulieren: Forderungen nach harten Strafen sollten also ignoriert werden, bei dem Vorschlag von milden Strafen sollte man dagegen hellhörig werden.
Unterschied zwischen Sagen und Handeln
Die genaue Beobachtung des Gegenübers ist wichtig, um eine Diskrepanz zwischen Sagen und Handeln aufzudecken. Ein gutes Zeichen für eine Lüge. Oft nickt der Gesprächspartner bestätigend, während er aber „Nein“ sagt, oder umgekehrt: Er sagt „Ja“ und schüttelt dabei den Kopf.
Fünf Sekunden Reaktionszeit
Wer seinem Gegenüber eine Lüge nachweisen will, muss genau auf das Verhalten achten, das der Gesprächspartner innerhalb der ersten fünf Sekunden nach der Frage zeigt. So lange braucht das Gehirn nämlich, um sich eine Strategie zurechtzulegen, wie eine Antwort lauten soll.
Wer einen Lügner entlarven will, muss jetzt besonders aufpassen. In diese fünf Sekunden reagiert der Körper: Das Gesicht entgleist, Menschen stottern plötzlich oder zucken zusammen.
„Jeder Mensch hat individuelle Sprechgewohnheiten und auch typische physische Verhaltensmuster“, heißt es in dem Buch der drei US-Autoren. Erst, wenn mehrere Indizien zusammenkommen, sollte man misstrauisch werden.
Zupft sich der Betroffene an der Nase, wippt mit dem Fuß, nestelt an den Klamotten herum und gibt dann auch noch ausweichende Antworten, sollten Sie dringend nachhaken.
Ausflüchte
Ehrliche Antworten sind normalerweise direkt und spontan, beispielsweise: „Nein, ich habe das Geld nicht gestohlen.“ Da es uns schwerfällt, anderen direkt ins Gesicht zu lügen, sagt der Lügner nicht: „Nein, ich habe das Geld nicht genommen“, sondern nutzt Ausflüchte. Wer ein schlechtes Gewissen hat, muss schließlich irgendetwas sagen, um seinen Gesprächspartner zu überzeugen.
Wiederholungen
Wird jemand einer bestimmten Tat verdächtigt, fängt er an zu erklären, warum er dies niemals tun würde und es auch nie zuvor getan habe. Durch ständige Wiederholungen und Beteuerungen wird die Lüge allerdings auch nicht wahr. Wer künftig also genau darauf achtet, was sein Gegenüber sagt, wie und wie schnell, hat eine gute Chance, so manche Lüge zu enttarnen.
Allerdings wird man deshalb noch nicht selbst zum besseren Lügner. Denn das meiste, was uns enttarnt, machen wir automatisch und unterbewusst. Unser Körper lügt nun einmal nicht.