Konstruktive Kritik: So gelingt das richtige Feedback
Zwischen Termindruck und Emotionen laufen Gespräche zwischen Kollegen und Mitarbeitern oft aus dem Ruder. Wie geht konstruktive Kritik, ohne Gefühle zu verletzen?
Feedback Feedback muss nicht immer negativ sein. © Christin Hume unsplash
Feedback planen: Gespräche zwischen Tür und Angel, emotionsgeladene Monologe oder der Plausch in der dunklen Kaffee-Ecke eignen sich selten als konstruktives Feedback. „Gesprächsatmosphäre, Kontext und Zeitpunkt ist das, was die meisten Leute vergessen”, sagt Wirtschaftspsychologin Eva Schulte-Austum.
Feedback sollte ihrer Empfehlung nach zeitnah erfolgen: Idealerweise direkt oder einen Tag später. „Drei Tage später ist die Erinnerung schon trügerisch.” Ein guter Zeitpunkt für Feedback-Gespräche kann der Nachmittag sein. Vor dem Mittagessen seien viele im Zuckerdefizit und „eher etwas griesgrämig”, so Schulte-Austum.
Auch der Mediator Enno Gerdes warnt davor, dem Gegenüber impulsiv die Meinung ins Gesicht zu sagen: „Wenn ich sehr ärgerlich bin, ist es vielleicht besser, wenn ich mich erstmal ein paar Stunden beruhige oder eine Nacht darüber schlafe. Denn mit dieser Emotion bin ich gar nicht richtig handlungsfähig.” Sind die Gemüter beruhigt, lässt sich besser reflektieren – und das am besten im direkten Gespräch.
Sachlich bleiben: Am Anfang sollte Schulte-Austum zufolge die eigene Wahrnehmung des Sachverhalts stehen, möglichst konkret und ohne Bewertungen. Das heißt aber nicht, der Kollegin ein „Du bist immer unpünktlich” entgegenzuschmettern. Besser ist dann: „Gestern Morgen warst du nicht um acht Uhr im Büro.”
Feedback, das gegen die eigene Person geht, sei schwer anzunehmen. Das Gegenüber verfalle schnell in einen Verteidigungsmodus und höre nicht mehr zu. Enno Gerdes empfiehlt, Wörter wie „immer” oder „schon wieder” im Feedback-Gespräch generell wegzulassen.
Ich-Botschaften senden: Hat man dem Gegenüber mitgeteilt, um welche Beobachtung es geht, sollte man die eigene Empfindung vermitteln. „Ich sollte meinem Gesprächspartner erklären, was diese Beobachtung mit mir gemacht hat, welches Gefühl sie in mir ausgelöst hat und welches meiner Bedürfnisse nicht erfüllt wurde”, erklärt Gerdes. Fühle ich mich wütend, enttäuscht oder zurückgesetzt, wenn der Kollege zu spät zum Meeting kommt? Und wenn ja, warum? Diese Frage gilt es zu klären.
„Wichtig ist, dass wir Ich-Botschaften senden, nicht vom Du oder man sprechen. Von man fühlt sich keiner angesprochen”, gibt Schulte-Austum zu bedenken.
Erwünschtes Verhalten benennen: „Wir sind gut darin zu sagen, was nicht gut läuft, aber vergessen oft zu sagen, wie es besser gehen soll”, erklärt Schulte-Austum. Konkrete Lösungsvorschläge, wie die Zusammenarbeit künftig laufen soll, helfen dem Gegenüber aber, Kritik aufzunehmen. Am besten formuliert man diese Lösungsvorschläge als Bitte und nicht als Forderung, sagt Enno Gerdes.
Vertrauen stärken: Grundsätzlich sollte man dem Gegenüber die Gelegenheit geben, sich zum Feedback zu äußern und Nachfragen zu stellen. „Vertrauen setzt an einer sehr sensiblen Stelle an: unserer Ehre”, so Schulte-Austum. Wenn jemand Vertrauen schenkt, bemüht sich der andere auch, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen.
Deshalb sollte bei Feedback-Gesprächen niemals Taktik, sondern immer Aufrichtigkeit im Spiel sein, findet Gerdes. Das stärke die Beziehung zum Gegenüber. Das gilt auch für positives Feedback – das im Alltag oft zu kurz kommt.