Konkurrenzkampf: Was Sie von Annegret Kramp-Karrenbauer lernen können
Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich im Wettkampf gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt und ist neue CDU-Vorsitzende. Davon können auch Bewerber in Unternehmen lernen.
Ein paar Tränen rollen über ihre Wange, ihr Mann umarmt sie, die Delegierten um sie herum jubeln. Annegret Kramp-Karrenbauer ist am Ziel. Sie hat sich beim Kampf um den CDU-Vorsitz gegen ihre männlichen Konkurrenten Friedrich Merz und Jens Spahn durchgesetzt. In ihrer Rede betont sie „den fairen Wettbewerb“ der Kandidaten.
Auch in Unternehmen treten Bewerber in Konkurrenz, wenn es um interne Spitzenposten geht. So wie Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn es gemacht haben, sollten auch Bewerber sich – und vor allem ihrem Umfeld – klarmachen, dass sie für eine spezielle Position in Frage kommen wollen. „Häufig wissen Vorgesetzte nicht, wer überhaupt auf eine höhere Position Lust hat. In dieser Situation sollten Bewerber einfach einen Fingerzeig geben, in welche Richtung sie sich weiterentwickeln wollen“, rät der Managementtrainer Henryk Lüderitz.
Vor allem von der Siegerin und neuen CDU-Vorsitzenden Kramp-Karrenbauer könnten sich Anwärter für eine Beförderung ein paar Dinge abgucken.
Tipp 1: Fair austeilen können
Auf den Regionalkonferenzen der Kandidaten hatte es wenig Dissens gegeben. Für Karrierecoach Birte Püttjer-Stoppok ist der fehlende Streit nicht unbedingt etwas Schlechtes: „Grundsätzlich ist es wichtig, dass man sich selbst treu, fair und ehrlich bleibt.“ Offensiv Kritik an Konkurrenten zu äußern sei nur auf der sachlichen Ebene angemessen.
Einziger Ausrutscher von AKK: Ihre Reaktion auf eine Äußerung von Konkurrent Merz zum Aufstieg der AfD. Diesen hätte die CDU „achselzuckend“ hingenommen, sagte der Mitstreiter. Kramp-Karrenbauer nannte Merz‘ Äußerung daraufhin „einen Schlag ins Gesicht“. Doch damit machte die Bewerberin klar: Ich kann bei Themen, die mir wichtig sind, auch austeilen. Eine wichtige Fähigkeit, für jemanden, der nach oben will.
Tipp 2: Eigene Stärken betonen
Besser jedoch als die Schwächen der anderen hervorzuheben, ist es, seine eigenen Stärken im Konkurrenzkampf herauszustellen. Kramp-Karrenbauer hatte zum Beispiel ihren Sieg bei der letzten Landtagswahl im Saarland immer wieder als Erfolg betont. Im Gegensatz zu Merz und Spahn habe die ehemalige Ministerpräsidentin den Vorteil, Erfahrungen und Erfolge im Wahlkampf zu haben. Viele Medien übernahmen dieses Argument und manifestierten es so – auch wenn das beschauliche Saarland sicher nicht das bedeutungsschwerste der 16 Bundesländer ist.
Als Kandidatin mit konservativem Profil äußerte AKK sich außerdem zu dem Fall des chinesischen Mediziners, der behauptet hatte, erstmals Babys mit verändertem Erbgut auf die Welt gebracht zu haben. „Das darf nicht Standard in dieser Welt werden“, rief sie. Der Managementtrainer Henryk Lüderitz empfiehlt: „Es ist wichtig, dass man authentisch bleibt und seine eigene Meinung vermittelt.“ Ansonsten bestehe die Gefahr, austauschbar zu werden.
Tipp 3: Netzwerken zahlt sich aus
Ein weiterer Punkt, der Kramp-Karrenbauer nützlich gewesen ist, ist ihre lange Zugehörigkeit zur CDU. Seit ihrem 19. Lebensjahr ist sie Mitglied in der Partei. Entsprechend groß ist ihr Netzwerk. Wirtschaftsminister Peter Altmaier hatte sich beispielsweise im Vorfeld der Wahl für Kramp-Karrenbauer ausgesprochen. Lüderitz meint: „Ein Netzwerk an Kontakten kann hilfreich sein, wenn man um eine Stelle konkurriert“, und fügt hinzu, „Der Aufbau eines solchen Netzwerks braucht aber Zeit.“ Kurz vor dem Wettkampf mit anderen Mitbewerbern bringe es nichts, noch Unterstützer zu suchen.
Tipp 4: Vorgänger und Förderer für sich nutzen
Nicht zuletzt hatte AKK eine sehr mächtige Förderin in den eigenen Reihen: Bundeskanzlerin und Bis-dato-Vorsitzende Angela Merkel. Das hat ihr vor der Wahl Rückenwind gegeben.
Nach der Wahl befürchten nun allerdings viele in der CDU, dass sich am Kurs der Partei wenig ändern wird. Denn Kramp-Karrenbauer wird häufig vorgehalten, dass sie Merkel zu ähnlich sei. Hier empfiehlt der Karrierecoach: „Wenn man einen ähnlichen Weg wie der Chef einschlagen will, dann sollte man gute Gründe liefern, die diesen untermauern“ – oder versuchen, eigene Akzente zu setzen.
So lehnte AKK jüngst in einem Zeitungsinterview einen Platz im Kabinett Merkel ab – Begründung: Sie wollte Parteivorsitzende werden, weil sie für „eigenständige Positionen der Union“ stehen will. „Dafür brauche ich keine Einbindung ins Kabinett.“ Ein reines „Weiter so“ werde es mit ihr nicht geben. Mal schauen, ob’s klappt.