Stilvoll speisen – in 10 Gängen
Zum Bewerbungsprozedere gehört nicht selten ein Vorstellungsgespräch beim Essen. Wer die Benimmregeln kennt, wirkt souverän, eignet sich fürs Geschäftemachen und erweist sich als tauglich für repräsentative Aufgaben.
Vom Aperitif bis zum Zahnstocher – nicht alles darf bei Tisch verwendet werden. Wohin die Serviette gehört, wer das Menü bestimmt, welches Besteck verwendet wird und wie kleine Missgeschicke unkompliziert behoben werden, zeigt unser 10-Gänge-Menü.
Menü „Big Deal“:
Wussten Sie, dass…
Gang 1:
… die Serviette direkt nach dem Setzen auf den Schoss gelegt wird?
Und sie da während des gesamten Essens bleibt. Damen übrigens sollten ihre Stoffserviette zu einem Rechteck gefaltet auf ihren Schoss breiten – und zwar mit der offenen Seite zu sich. Dann können die Lippen mit der Innenseite abgetupft werden, ohne fiese Spuren sichtbar zu hinterlassen. Nach Beendigung des Essens wird die Serviette (auch wenn es sich um eine Papierserviette handeln sollte) nicht zerknüllt auf den leeren Teller geworfen, sondern links daneben abgelegt. Sie sollte dabei eine möglichst sauber gebliebene Seite aufweisen.
Gang 2:
… man das Brot bricht und nicht schneidet?
Und zwar immer nur soviel, wie man mit dem nächsten Bissen essen möchte. Dieses Stück wird mit der bereitstehenden Butter bestrichen und verzehrt. Das kleine Buttermesser bleibt übrigens immer auf dem Brotteller. Und auch der Brotteller bleibt unverändert auf der linken Seite Ihres Gedeckes stehen. Grundsätzlich sind Brot und Butter Beilagen zur Vorspeise. Nach dem ersten Schluck Wein darf zugegriffen werden.
Gang 3:
… man Spargel auch bei einem eleganten Ereignis mit den Fingern essen darf?
Vorausgesetzt, es steht ein Fingerschälchen mit warmem Wasser und Zitrone bereit, in das die Fingerspitzen danach zur Reinigung getaucht werden. Das Prozedere geht dann so: Mit den ersten drei Fingern der rechten Hand das Ende der Spargelstange fassen, mit der Gabel in der linken Hand die vordere Hälfte unterstützen und sie so zum Mund führen. Die Fingerübung findet allerdings nur Anwendung, wenn das Gemüse ohne Beilage und Soße serviert wird – zum Beispiel als Vorspeise nur mit einem Hauch Vinaigrette. Sonst kommen Messer und Gabel zum Einsatz.
Gang 4:
… man von „hell nach dunkel“ trinkt – Wasser, Weißwein, Rotwein?
Und später nicht mehr von Rotwein zurück auf Weißwein gewechselt wird? Wer lieber ein Bier trinken möchte, kann das tun. Aber sollte dann auch konsequent beim Gerstensaft bleiben und nicht später auf Wein umschwenken.
Gang 5:
… der Gast nicht verpflichtet ist, den Teller leer zu essen?
Wurde das Menü vorher festgelegt, wie es bei größeren Gruppen oft der Fall ist, und gibt es eine Speise, die Sie nicht essen möchten, können Sie diese beim Kellner gegen eine andere Speise austauschen – also statt der Tomatensuppe eventuell eine klare Brühe bestellen. Sich einen Gang nicht servieren zu lassen, ist dagegen keine gute Lösung, da der Gastgeber erst mit dem Essen beginnt, wenn allen serviert wurde. Die Absprache zwischen Ihnen und dem Kellner hat er dann vielleicht nicht mitbekommen. Ansonsten essen Sie von der servierten Speise das, was Sie essen können oder wollen und lassen Sie den Rest zurückgehen.
Gang 6:
… es Knorpelfische gibt, die ganz normal mit Messer und Gabel gegessen werden, und dass es Grätenfische wie Forelle oder Dorade gibt, die mit einem Fischbesteck zerteilt werden?
Zu den Knorpelfischen zählen Haie und Rochen. Vor allem in Europa werden diese unter anderen Namen angeboten, so dass der Fisch oft unbewusst konsumiert wird. Hierzu gehören vor allem die Bezeichnungen „Seeaal“ und „Schillerlocke“ für Dornhai-Zubereitungen und „Saumonette“ und „Rocksalmon“ für Katzenhaie. Rochen werden in Europa vor allem im Mittelmeerraum zubereitet.
Gang 7:
… alle Speisen – mit Ausnahme von Suppen – von der linken Seite angeboten beziehungsweise genommen werden?
Das gilt auch für Platten und Schüsseln, die auf dem Tisch stehen und in familiärer Weise um den Tisch weitergereicht werden, wenn kein servierendes Personal vorhanden ist. In allen Fällen gilt, dass, wer links von sich eine Schüssel usw. stehen hat, daraus nehmen darf.
Gang 8:
… ein Salatblatt, das vom Tellerrand auf den Tisch rutscht, unauffällig zurück auf den Teller befördert wird?
Fällt dagegen ein Happen auf den Boden, wird er liegen gelassen. Rutscht die Serviette auf den Boden, wird beim Ober um eine neue gebeten. Selbst auf dem Boden rumzurutschen ist tabu.
Gang 9:
… falls das Essen zu bemängeln ist, es eine Etikette gibt?
Rufen Sie den Service zu sich und sagen in ruhigem Ton, was nicht stimmt. Am Anfang des Essens kann der Service Abhilfe schaffen. Fällt das berühmte Haar in der Suppe allerdings erst am Ende des Essens auf, sollte der Kellner neben der Entschuldigung auch eine Wiedergutmachung parat haben. Den Koch an den Tisch kommen zu lassen ist dagegen schlechter Stil.
Gang 10:
… Zahnstocher auf keinen Fall am Tisch verwendet werden – auch nicht hinter vorgehaltener Hand?
Dafür kurz den Waschraum aufsuchen. Gleiches gilt übrigens für den Lippenstift. Ihn am Tisch zu zücken, um nachzuschminken, ist unfein.