Berufliche Expertise: Darum wünschen sich Mitarbeiter gerade jetzt mehr Weiterbildung

Mehr denn je haben Arbeitnehmer seit der Coronakrise die Befürchtung, dass ihre Qualifikationen nicht länger ausreichen, zeigt eine Studie.

Anne Koschik | 17.07.2024
Für die vielfältigen neuen Aufgaben reicht die Qualifizierung vieler Mitarbeiter nicht mehr aus.

Ruf nach Weiterbildung Für die vielfältigen neuen Aufgaben reicht die Qualifizierung vieler Mitarbeiter nicht mehr aus. © Karriere Foto: imago images / Hans Lucas

Die Pandemie hat weltweit vielen Beschäftigten vor Augen geführt, wie schnelllebig das Arbeitsleben geworden ist und neue Skills erfordert. Das führt bei ihnen zu verstärkter Unsicherheit im Job, wie aus einer internationalen Studie der Lern-Plattform Degreed hervorgeht: Der Bericht „The State of Skills 2021“ zeigt, dass mittlerweile mehr als ein Drittel der Befragten weltweit davon überzeugt ist, nicht ausreichend über die für ihre Arbeit erforderlichen Skills zu verfügen.

Das Problem: Die Covid-19-Pandemie hat den Bedarf an neuen Skills und Kompetenzen nochmals drastisch gesteigert, gleichzeitig aber haben die Unternehmen ihre Investitionen in Weiterbildung und Personalentwicklung gekürzt.

In fünf Jahren könnten daher die bisherigen Kenntnisse der Beschäftigten für die neuen Anforderungen nicht mehr ausreichen. Fast die Hälfte der Befragten fürchtet dies weltweit, in Deutschland glauben dies sogar 56 Prozent der Befragten.

Doch das Bedürfnis nach Weiterbildung ist hierzulande große: Gut zwei Drittel der Beschäftigten wollen gut vorbereitet sein – auch um ihre berufliche Karriere voranzutreiben.

Bedarf sehen die Befragten vor allem in folgenden Bereichen:

  • Führungskompetenz,
  • fortgeschrittene Kommunikations- und Verhandlungskompetenz,
  • weiterführende Computer- und Programmierkenntnisse.

Auf die Branchen bezogen sehen sich Mitarbeiter in der IT, im Finanzwesen und technischen Bereichen am stärksten dafür gefährdet, dass ihre bisherigen Fähigkeiten nicht ausreichen. Unabhängig von den Branchen sind es wiederum IT-Mitarbeiter in den unterschiedlichen Abteilungen, die Weiterbildung für nötig halten. Aber auch viele Arbeitskräfte aus Marketing und Personalbereich wollen sich gerne weiterqualifizieren.

Risiken für Mitarbeitende und Unternehmen

Diese Entwicklung hat beträchtliche Auswirkungen auf Arbeitskräfte und Unternehmen, die versuchen, die aktuelle Krise zu meistern. Wenn das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gering ist, empfinden 55 Prozent der weltweit Beschäftigten ihre Arbeit als stressiger. Etwas weniger unter Druck fühlen sich Mitarbeiter in Deutschland: Die Quote liegt hier bei 50 Prozent.

Zudem geben vier von zehn Beschäftigten an, dass sie für das Erledigung von Aufgaben länger brauchen. Bei knapp einem Viertel leidet die Qualität der Arbeit.

Dieses Szenario wirkt sich auch auf die Mitarbeiterbindung aus. Nahezu die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie ihren Arbeitgeber wahrscheinlich verlassen werden, wenn dieser nicht in die Kompetenzentwicklung seiner Mitarbeitenden investiert.

In Deutschland zeigt sich etwas anderes Bild: Hier glaubt ein Drittel der Befragten, dass ihre Arbeitgeber eher dazu neigen, Beschäftigte zu entlassen, als diese umzuschulen oder in andere Abteilungen zu versetzen.

Lernen im Homeoffice

Die vergangenen Monate waren vor allem für die deutschen Unternehmen schwierig, die im Bereich der Mitarbeiterschulung und Personalentwicklung lange Zeit vor allem auf Präsenz-Angebote gesetzt haben.

„Die Corona-Pandemie hat nicht nur viele Unternehmen erstmal massiv mit dem Thema Homeoffice konfrontiert, sondern auch mit der Frage, wie Mitarbeitende qualifiziert und trainiert werden können, wenn sie nicht vor Ort in der Firma sind“, sagt Dan Tesnjak, Vice President EMEA bei Degreed.

Schnell sei klar geworden, dass es mit einer simplen Videokonferenz da oft nicht getan ist. „Daher sehen wir gegenwärtig einen enormen Schub, den das Interesse an Digital Learning erfährt – und das bei Unternehmen nahezu jeder Größe und aus verschiedensten Branchen.”

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