So kriegen Sie Ihren Chef in den Griff
Ihr Chef kritisiert Sie ständig, vergisst Absprachen und gibt Ihre Ideen als eigene aus? Schluss damit! So kriegen Sie schwierige Vorgesetzte in den Griff. Profis geben Tipps, wie Sie mit Konfliktsituationen umgehen sollten.
Ein Abteilungsleiter, der mit einer Soft-Air-Pistole seine Mitarbeiter beschießt oder ihnen Stromschläge mit einer elektrischen Fliegenklatsche versetzt – das ist keine neue TV-Episode von Büro-Fiesling Stromberg, sondern ein realer Fall, mit dem sich das Landesarbeitsgericht in Nürnberg gerade beschäftigt. Und leider auch ein Beispiel dafür, dass die Sitten in deutschen Unternehmen verfallen. Da der Druck der Wirtschaftskrise meist von oben nach unten weitergereicht wird, verschärft sich der Ton. Nach einer Studie der Universität Lüneburg leidet jeder vierte von etwa 2 000 Befragten unter Dauerstress mit dem Chef.
65 Prozent der Betroffenen begeben sich deshalb sogar in Krisenzeiten freiwillig auf Jobsuche. Und bei mehr als der Hälfte schlägt der Stress am Arbeitsplatz bereits auf die Gesundheit. In Extremfällen wie beim Mobbing hilft manchmal nur noch die Flucht. Damit es aber erst gar nicht soweit kommt, geben die Unternehmensberaterin Christine Weiler und die promovierte Psychologin Christiane Drühe-Wienholt Tipps, wie Sie die zehn häufigsten Konfliktsituationen mit Ihrem Chef am besten entschärfen.
Mein Chef will mir seinen Arbeitsstil aufzwingen!
„Ihr Boss ist ein ordnungsliebender Planer, Sie selbst arbeiten dagegen am effektivsten im kreativen Chaos – hier ist der Konflikt programmiert. Aber geben Sie nicht zu schnell auf, denn die meisten Chefs lassen diesbezüglich mit sich reden – solange das Ergebnis stimmt. Ihr Schreibtisch sieht zwar aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen, Sie selbst finden sich aber bestens darauf zurecht. Dann gehen Sie ruhig zu Ihrem Vorgesetzten hin und sagen Sie ihm, wie wichtig es für Ihre Arbeit und deren Erfolg ist, kreativ an die Aufgaben heranzugehen. Machen Sie ihm klar, dass Ihr Arbeitsstil zwar ein anderer ist als seiner – aber auf jeden Fall genau so effektiv.
Bewerten Sie in diesem Gespräch auf keinen Fall die verschiedenen Vorgehensweisen, sondern machen Sie ihrem Vorgesetzten vor allem deutlich, dass beide zu einem gleich guten Ergebnis führen und Sie auch auf Ihre Weise zur abgesprochenen Zeit mit dem Auftrag fertig sein werden. Und halten Sie dann auf jeden Fall Ihre Zusage gegenüber Ihrem Chef ein – sonst geht dieser Überzeugungsversuch schnell nach hinten los.“(Christiane Drühe-Wienholt).
Mein Chef ist ein Choleriker und lässt seinen Ärger an mir aus!
„Wenn Ihr Chef Sie in Grund und Boden schreit, ist Vorsicht geboten: Kontern Sie auf keinen Fall im gleichen Ton, sondern atmen Sie erst einmal tief durch. Ansonsten riskieren Sie eine Eskalation. Diese sollten Sie aber auf jeden Fall vermeiden, denn schließlich müssen Sie ja weiter mit Ihrem Vorgesetzten zusammenarbeiten. Natürlich müssen Sie sich aber auch nicht alle Launen und Gefühlsausbrüche Ihres Bosses gefallen lassen. Im Extremfall verlassen Sie deshalb einfach die Situation, wenden sich also ab oder gehen aus dem Raum. Ein kurzer Kommentar wie ,Entschuldigung, das wird mir zu viel‘ reicht. Suchen Sie aber, sobald sich die Gemüter wieder beruhigt haben, erneut das Gespräch. Machen Sie Ihrem Chef höflich, aber bestimmt klar, dass Sie so nicht behandelt werden möchten und dass sein Verhalten Sie verletzt. Sprechen Sie das deutlich an, reagieren Sie auch auf seine Kritik, aber bitten Sie vor allem darum, in Zukunft sachlich über Probleme oder Kritik zu diskutieren.“(Christiane Drühe-Wienholt).
Mein Chef macht unklare Vorgaben und hält Zusagen nicht ein!
„Versuchen Sie zunächst die sanfte Tour. Sträubt Ihr Vorgesetzter sich davor, klare Anweisungen zu geben, können Sie ihn an ein Projekt erinnern, zu dem er Ihnen detaillierte Angaben gemacht und dessen Ausführung dann gut funktioniert hat. Darauf können Sie aufbauen und ihn bitten, diese Methode wieder anzuwenden. Generell empfiehlt es sich, alle besprochenen Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. Das gilt besonders für den Umgang mit einem Chef, der seine Zusagen nicht einhält. Eine Mail hat den großen Vorteil, dass Sie ein Dokument mit Datum haben, auf das Sie im Zweifel verweisen können. Informieren Sie Ihren Boss deshalb direkt, dass Sie seine Anweisungen zusammenfassen und ihm zumailen werden, damit die Arbeitsverteilung für alle Beteiligten klar ist. Bitten Sie ihn in dieser Mail auch darum, sich seinerseits zu melden, falls etwas nicht stimmt oder sich etwas geändert hat. Hilft das alles nichts, bleibt Ihnen immer noch die Möglichkeit, den Konfrontationskurs zu riskieren und Ihren Chef ganz klar nach der Verbindlichkeit seiner Zusagen zu fragen.“ (Christine Weiner).
Mein Chef kritisiert mich ständig – auch vor anderen!
„Fällt es Ihnen auch noch so schwer, gehen Sie trotzdem nicht sofort dagegen an, denn als Führungskraft sitzt Ihr Chef am längeren Hebel. Nehmen Sie die Kritik also erst mal hin – auch vor Kollegen. Bestätigen Sie Ihrem Vorgesetzten in der konkreten Situation, dass sie ihm zugehört haben. Bitten Sie ihn außerdem um ein wenig Zeit, um über seine Kritik nachzudenken und vereinbaren Sie direkt anschließend einen Termin für ein persönliches Gespräch. In diesem Gespräch geben Sie Ihrem Chef eine Rückmeldung. Verweisen Sie darauf, dass sich die ständige harsche oder öffentliche Kritik negativ auf Ihre Leistung auswirken kann. Ein Ansatz wäre: „Damit ich meine Arbeit gut mache, muss ich diese im Raum stehende Kritik mit Ihnen klären.“ Generell sollten Sie selbst immer Ihre Arbeitsleistung in den Vordergrund stellen und nicht persönlich werden. Versuchen Sie außerdem, auf Positivem aufzubauen. Schlagen Sie Ihrem Chef zum Beispiel vor, einmal diejenigen Sachen zu benennen, die seiner Meinung nach gut klappen bei Ihnen, damit Sie sich in Zukunft besser danach ausrichten können.“ (Christine Weiner).
Mein Chef ist ein Kontroll-Freak und macht deshalb am liebsten alles selbst!
„Hier müssen Sie gegensteuern. Die sanfte Option lautet: Stellen Sie Ihrem Chef Fragen wie „Welche Aufgaben soll ich übernehmen?“ oder „Wo brauchen Sie Entlastung?“ Weil Sie so riskieren, einen Auftrag zu erhalten, den Sie gar nicht übernehmen wollen, ist es cleverer, ihm ein konkretes Projekt vorzustellen, das Sie eigenverantwortlich steuern möchten. Stellen Sie Ihre Kompetenzen in den Vordergrund und begründen Sie, warum Sie der geeignete Betreuer sind. Willigt Ihr Chef ein, lassen Sie die Sache aber nicht auf sich beruhen. Denn Kontroll-Freaks sind Perfektionisten und brauchen Rückmeldungen. Sie sind aber auch unsichere Menschen und brauchen Garantien. Diese verschaffen sie sich über Kontrollen. Kommen Sie dem zuvor und informieren Sie Ihren Boss regelmäßig über Erfolge. So beweisen Sie ihm, dass er sich auf Sie verlassen kann.“ (Christiane Drühe-Wienholt).
Mein Chef nimmt keine Kritik an!
„Ein gelungenes Feedback an den Vorgesetzten ist die hohe Kunst. Am besten gehen Sie folgendermaßen vor: Fragen Sie zunächst an, ob Ihr Chef Interesse hat an einer Rückmeldung. Denn ein Feedback muss erbeten werden. Benutzen Sie das Gespräch aber nicht, um Ihrem Boss einen reinzuwürgen, sondern um Missverständnisse oder Fehlerquellen auszuräumen. Bei den Sensibelchen unter den Chefs kommt es besonders auf die Wortwahl an. Vermeiden Sie daher das Wort Kritik und formulieren Sie außerdem immer nur Ich-Botschaften: „Ich habe das so wahrgenommen, bei mir kommt das so an.“ Und achten Sie darauf, den eigenen Standpunkt so konkret, aber auch so gelassen wie möglich vorzutragen. Ein freundlicher Blick und eine positive Körperhaltung wirken manchmal Wunder. Am besten überlegen Sie sich schon mal zu Hause, was genau Sie Ihrem Boss wie sagen wollen, denn dann geht es Ihnen in der konkreten Situation leichter über die Lippen.“ (Christine Weiner).
Mein Chef trifft keine Entscheidungen und legt sich nie fest!
„Wenn Ihr Chef sich am liebsten alle Optionen offen hält, setzen Sie ihn auf keinen Fall unter Druck. Machen Sie ihm aber klar, wie wichtig es ist, dass im konkreten Fall zeitnah eine Entscheidung getroffen wird, und zeigen Sie ihm dazu ruhig direkt verschiedene Optionen auf. Falls das alles nichts bringt, müssen Sie auf jeden Fall lernen loszulassen. Vielleicht handelt Ihr Boss ja in Politiker-Manier und weiß, dass man manchmal Sachen auch sehr gut aussitzen kann. Vielleicht wird er sich auch irgendwann doch entscheiden, wenn auch nicht so schnell, wie Sie das gerne hätten. Setzen Sie sich also auch nicht selbst unter Druck und versuchen Sie nicht, das Verhalten Ihres Chefs zu kompensieren. Denn im Endeffekt trägt er die Verantwortung und nicht Sie als Mitarbeiter, auch wenn durch sein Zögern Dinge den Bach runtergehen. Wichtig: Lassen Sie sich dann bloß nicht die Schuld in die Schuhe schieben.“ (Christiane Drühe-Wienholt).
Mein Chef überfrachtet mich ständig mit Arbeit!
„Vorgesetzte wissen oft gar nicht, was Ihre Mitarbeiter alles zu tun haben. Deshalb gehen Sie in die Offensive und informieren Sie ihn. Wenn Sie Ihren Chef allerdings einfach nur darauf hinweisen, dass Sie die Arbeit nicht schaffen, riskieren Sie nur Zweifel an Ihrer Arbeitsleistung. Besser ist eine exakte Auflistung der Projekte, die Sie gerade bearbeiten. Zeigen Sie Ihrem Chef so konkret wie möglich, welche Aufträge er Ihnen bisher schon gegeben hat. Weisen Sie darauf hin, dass eine Qualitätssicherung im Team und bei Ihrer Arbeit nur möglich ist, wenn die Prioritäten geklärt sind. Fragen Sie ihn also, welche Prioritäten Sie setzen sollen. Was muss als Erstes erledigt werden, und wo können Abstriche gemacht werden? Sie müssen hier Ihren Chef in die Pflicht nehmen. Er muss als Führungskraft Prioritäten setzen, was dringend und wichtig ist.“ (Christiane Drühe-Wienholt).
Mein Chef verkauft ständig meine als seine eigenen Ideen!
„Prahlt der Chef in der Konferenz mit einem grandiosen Einfall, der eigentlich von Ihnen stammt, können Sie erst einmal nichts tun, als Ihre Wut herunterzuschlucken. Direkt im Anschluss an das Meeting müssen Sie aber auf Ihren Vorgesetzten zugehen: Bestätigen Sie ihm, wie gelungen die Idee ist, weisen Sie aber gleichzeitig auf Ihren eigenen Anteil am Konzept hin. Zeigen Sie ihm, wie froh Sie sind, durch Ihre Einfälle wichtige Impulse für die gemeinsame Arbeit beisteuern zu können. Das heißt also, greifen Sie Ihren Boss nicht an, aber machen Sie deutlich, wie stark Sie selbst an der Idee beteiligt waren. Damit setzen Sie ihm ein deutliches Signal, das Einheimsen fremder Lorbeeren in Zukunft zu unterlassen. Zählt Ihr Chef zu den Wiederholungstätern, sollten Sie ihn ganz offensiv fragen, warum er Sie nicht erwähnt hat. Denn auch hier gilt: Wer fragt, führt!“ (Christine Weiner).
Mein Chef würdigt meine Leistungen nicht!
„Anerkennung lässt sich einfordern. Nur achten Sie darauf, immer auf der beruflichen Ebene zu bleiben. Denn bitten Sie Ihren Vorgesetzten um persönliches Lob, bewegen Sie sich auf der privaten Ebene und laufen Gefahr, als Weichei abgestempelt zu werden. Machen Sie Ihrem Boss deshalb klar, dass Sie am effektivsten arbeiten, wenn er Ihnen so häufig wie möglich Rückmeldungen gibt, mit welchen Arbeiten er zufrieden ist. Bietet Ihnen die Führungskraft von sich aus trotz Topleistungen keine Möglichkeit an, sich weiterzuentwickeln, gehen Sie in die Offensive und fragen danach. Arbeiten Sie alternativ einen Karriereplan aus, und stellen Sie Ihrem Boss diesen vor. Überlegen Sie sich, ob Sie kompromissbereit wären, um zum Beispiel Freizeit für Fortbildung zu opfern, wenn Ihr Chef Ihnen den Kurs spendiert. So wird klar, dass es Ihnen ernst ist mit der Karriere.“ (Christine Weiner).
Mein Chef verkauft ständig meine als seine eigenen Ideen!
„Prahlt der Chef in der Konferenz mit einem grandiosen Einfall, der eigentlich von Ihnen stammt, können Sie erst einmal nichts tun, als Ihre Wut herunterzuschlucken. Direkt im Anschluss an das Meeting müssen Sie aber auf Ihren Vorgesetzten zugehen: Bestätigen Sie ihm, wie gelungen die Idee ist, weisen Sie aber gleichzeitig auf Ihren eigenen Anteil am Konzept hin. Zeigen Sie ihm, wie froh Sie sind, durch Ihre Einfälle wichtige Impulse für die gemeinsame Arbeit beisteuern zu können. Das heißt also, greifen Sie Ihren Boss nicht an, aber machen Sie deutlich, wie stark Sie selbst an der Idee beteiligt waren. Damit setzen Sie ihm ein deutliches Signal, das Einheimsen fremder Lorbeeren in Zukunft zu unterlassen. Zählt Ihr Chef zu den Wiederholungstätern, sollten Sie ihn ganz offensiv fragen, warum er Sie nicht erwähnt hat. Denn auch hier gilt: Wer fragt, führt!“ (Christine Weiner).