Traumberuf Keynote-Speaker: Warum man auf der Bühne zehn Mal mehr verdient als in Seminarräumen

Der Gesundheitsexperte Frédéric Letzner ist Keynote-Speaker – und kann davon inzwischen sehr gut leben.

Der Gesundheitsexperte Frédéric Letzner ist Keynote-Speaker – und kann davon inzwischen sehr gut leben. | 13.11.2019
Keynote-Speaker Frédéric Letzner hat seine Redekunst als Autodidakt gelernt und ist aufs Storytelling von Gesundheitsthemen spezialisiert.

Bühnenaktion Keynote-Speaker Frédéric Letzner hat seine Redekunst als Autodidakt gelernt und ist aufs Storytelling von Gesundheitsthemen spezialisiert. Foto: www.letz-go.de

Es gab diesen einen Moment für Frédéric Letzner, „ab da ging alles ganz schnell“. Frühjahr 2018, Personalmesse in Stuttgart. Letzner hat sich einen Stand gemietet und spricht dort zwei Mal am Tag zu seiner Lieblingsfrage: Warum ernähren sich Menschen eigentlich schlecht, obwohl sie wüssten, wie es besser ginge?

„Provokantes Gesundheitsmanagement“ nennt Letzner heute, was er macht.

Und schon damals geht das Konzept auf. Nach den Vorträgen strömen Dutzende Personaler begeistert zu dem Experten für Ernährungs- und Gesundheitspsychologie. Sie wollen ihn als Redner für verschiedene Veranstaltungen buchen.

Jetzt Jobs als Gesundheitspsychologe finden

Verbände, Krankenkassen, Mittelständler, überall tritt Letzner in den nächsten Wochen und Monaten als Unterhalter zu dem vermeintlich unspannenden Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement auf. Seitdem gehe es „Schlag auf Schlag“, berichtet der 31-Jährige.

Letztens etwa hat er auf einer Veranstaltung mit 100 Leuten beim Dax-Konzern Bayer gesprochen. Es ist die 74. Veranstaltung in diesem Jahr für Letzner gewesen.

Inzwischen kann Letzner gut vom professionellen Reden auf der Bühne leben. Dieses Jahr dürften seine Umsätze erstmals sechsstellig sein. Hier erzählt er, wie es dazu kam.

Diese Voraussetzungen habe ich mitgebracht

Oft nehmen Vortragsredner, auch Keynote-Speaker genannt, spezielle Trainings in Anspruch, die sie für den Auftritt auf der Bühne vorbereiten. Nicht so bei Letzner. „Ich bin Autodidakt“, sagt er.

Seit er 15 ist, steht Letzner regelmäßig auf der Bühne. „Ich habe früh mit Musikmachen angefangen und so schon einige Publikumserfahrung gesammelt.“

Letzners Beobachtung: „Wenn man es schafft, vor vielen Leuten so zu sprechen, als ob man sich mit einem Freund unterhält, dann ist man schon besser als die meisten.“

So habe ich mich auf meine ersten Reden vorbereitet

Schon bei seinen Seminaren merkte Letzner: Mit Infotainment kommt man weiter. „Wenn ich es geschafft habe, Inhalte mit Geschichten oder Anekdoten aus dem echten Leben zu verknüpfen, waren die Leute in meinen Beratungen am aufmerksamsten.“

Storytelling heißt diese Methode im Fachjargon. Und die wendete Letzner auch bei seinen Auftritten auf der Messe in Stuttgart an.

„Emotion ist alles“, sagt Letzner, „gerade wenn es um Ernährungs- und Gesundheitsverhalten geht, ist das fast immer eine Frage der Psychologie“.

Die Basis dafür hat ihm sein Wissen aus dem Studium und seinen Seminaren gegeben – garniert mit persönlichen Eindrücken und Erfahrungen. „Ich bin sehr dankbar, dass mich mein Werdegang hierzu gebracht hat. Ich empfinde Speaker sein als Traumjob“

So bin ich vom Trainer zum Keynote Speaker geworden

Nach dem Erfolg auf der Personalmesse hat Letzner mehr Eigenmarketing in Richtung Speaker betrieben. Website-Auftritt, Visitenkarten, überall hat der 31-Jährige seine Rednertätigkeit in den Vordergrund gerückt – Seminare gibt er heute kaum noch.

„In diesem Jahr habe ich fünf Seminartage gehabt, der Rest waren Vorträge.“ Letzner hat drei bis vier Stunden Material, „mit dem ich durchreden könnte“.

Je nachdem, wer ihn bucht, passt er die Inhalte an. „Das ist ein Aufwand von ein paar Stunden. Mehr nicht.“

Ein Erfolgsfaktor sind auch die provokanten Thesen und Titel seiner Vorträge, so etwa: „Dicke sind nicht dumm“; „Vernunft ist out“; „Wer schneller lebt ist früher tot“.

Das Schwierigste, sagt Letzner, sei nicht die Vortragsvorbereitung an sich, sondern überhaupt erstmal den Zuschlag für ein Event zu bekommen.

So habe ich meinen Tagessatz verzehnfacht

Lag sein Honorarsatz als Ernährungsberater und -therapeut manchmal bei 200 bis 400 Euro, ruft Letzner heute pro Vortrag bis zu 2900 Euro auf. „Natürlich ging das nicht über Nacht. Ich habe mein Honorar immer wieder angepasst.“

Um seine eigene Bekanntheit zu steigern, tritt Letzner bei bestimmten Events auch heute noch kostenlos auf, um sich Reden-Einkäufern zu präsentieren, die ihn für potenzielle Aufträge engagieren.

„Marketingspielwiese“ nennt Letzner solche Gelegenheiten.