Gleichberechtigung: Diese Unternehmen wollen null Frauen im Vorstand
Familienministerin Franziska Giffey kündigt Strafen für Unternehmen ohne Frauenquote in Vorständen an. Diese Firmen würde es treffen.
Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie Schon 2019 forderte sie, Strafen für Unternehmen, die keine Frauenquote einführen. Das Gesetz dazu steht noch aus. © dpa
Großunternehmen, die ohne Angabe von Gründen auf Frauen an der Unternehmensspitze verzichten, müssen künftig mit hohen Bußgeldern rechnen. Das kündigte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) im Interview mit „Welt am Sonntag“ an. Diesen Vorschlag machte sie bereits im Februar 2019 schon einmal im Interview mit dem Handelsblatt.
Damals hieß es: „Wir erarbeiten das gemeinsam mit dem Bundesjustizministerium und sind mit dem Gesetzentwurf schon recht weit.“ Firmen, die sich selbst im Vorstand beim Frauenanteil die Zielgröße Null geben, sollten Geldstrafen erhalten, die „weh tun“.
Unternehmen müssen Zielgröße angeben
Passiert ist ein Jahr lang jedoch nichts. Auf Nachfrage gab es weder im Familien- noch im Justizministerium konkrete, neue Informationen zum geplanten Gesetz. Man befinde sich in der Abstimmung, heißt es. Die praktische Gleichberechtigung in den großen Unternehmen lässt also weiter auf sich warten.
Zum Hintergrund: Seit Mai 2015 gilt in Deutschland das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“. Dieses schreibt Börsenunternehmen eine Frauenquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat vor. Für den Vorstand und die ebenen darunter müssen feste Zielgrößen veröffentlicht werden. Dabei können Unternehmen aber auch die „Zielgröße null“ angeben. Heißt: Null Prozent Frauen in Vorstandspositionen.
Eine Auswertung der Allbright-Stiftung von September 2019 zeigt, dass 58 von 160 Unternehmen sich genau diese „Zielgröße Null“ gesetzt haben. Diese Börsenunternehmen würde eine mögliche Geldstrafe treffen:
Dax30 | Mdax | SDax | TechDax |
RWE | Alstria Office Reit | 1&1 Drillisch | Aumann |
Heidelberg Cement | Bechtle | Adler Real Estate | Jenoptik |
Brenntag | Adva Optical | Nemetschek | |
Cancom | Aixtron | Nordex | |
Carl Zeiss Meditec | Amadeus Fire | United Internet | |
CompuGroup Medical | Bertrandt | Varta | |
Delivery Hero | Dr. Hönle | Freenet | |
Deutsche Wohnen | Eckert & Ziegler | ||
Dürr | Heidelberger – Druckmaschinen | ||
Evotec | Hello Fresh | ||
Hochtief | Hypoport | ||
K+S | Indus | ||
LEG Immobilien | Instone Real Estate | ||
Rational | Jost Werke | ||
Rheinmetall | Klöckner & Co | ||
Rocket Internet | Koenig & Bauer | ||
Scout24 | Krones | ||
Siltronic | Norma Group | ||
United Internet | Rhön Klinikum | ||
Varta | RIB Software | ||
Zalando | SGL Carbon | ||
Sixt | |||
Südzucker | |||
Takkt | |||
TLG Immobilien | |||
Wacker Chemie |
Quelle: Allbright Stiftung
Im internationalen Vergleich liegen deutsche Unternehmen in puncto Frauenanteil im Vorstand weit hinten. Während es in Frankreich, Großbritannien, Schweden und den USA zur Norm zählt mehrere Frauen im Vorstand zu haben, ist das in Deutschland nur bei 17 Prozent der Unternehmen der Fall. Zum Vergleich: In den USA haben neun von zehn Unternehmen mindestens zwei weibliche Vorstände.
Ginge diese Entwicklung im aktuellen Tempo weiter, würde es noch 22 Jahre dauern, bis in Deutschland ein Frauenanteil von 40 Prozent in den Vorständen erreicht ist, rechnet die Allbright Stiftung vor. Würde man ebenso viele Frauen wie Männer rekrutieren, wäre es jedoch bereits 2023 soweit.