„Nach genau zehn Interviews hatte ich den Job“
Bei Google sollen Teamwork und Transparenz in den Büros gelebt werden.
Im Jahr 2005 kam Sarah Fix-Bähre in Hamburg zu Google. Mit einem Abschluss in Publizistik, Geschichte und Politik, und nach mehreren Stationen bei dem Online-Giganten leitet die 40-Jährige nun ein Team, das Versicherungskunden betreut. Als Managerin und Mutter eines vierjährigen Sohnes ist ihr Alltag durchgetaktet – doch der Spaß an der Arbeit für die Suchmaschine scheint das wettzumachen.
Mein Job
„Meine Jobbezeichnung lautet: Vertriebsleiterin für Werbekunden aus der Versicherungsbranche. Ich bin inzwischen mehr als ein Jahrzehnt bei Google und habe verschiedene Positionen gehabt.
Ich kümmere mich um Werbekunden aus der Versicherungsbranche und berate sie zum Beispiel bezüglich ihrer Online-Marketing-Strategie und darin, was sie in Bezug auf die Digitalisierung tun müssen, wie Versicherungen künftig verkauft werden und welche Skills sie in ihrem Unternehmen haben sollten.
Dabei reise ich auch viel. Doch wenn ich zwei Tage pro Woche auswärts übernachte, dann sehe ich schon zu, dass ich in der Folgewoche in Hamburg bin – auch wegen meines vierjährigen Sohnes.
Wir werden hauptsächlich an unseren Ergebnissen gemessen und nicht unbedingt an der Anwesenheitszeit. Diese sollte aber bei Personalverantwortung ausreichend vorhanden sein.“
Mein Hintergrund
„Ich habe 1997 in Hamburg Abitur gemacht und mich danach für VWL eingeschrieben. Aber schnell habe ich gemerkt: Spaß ist etwas anderes. Also habe ich mein Studium abgebrochen und mich für Geschichte, Publizistik und Politik in Wien eingeschrieben. Nach dem Grundstudium habe ich an der FU Berlin zu Ende studiert – meine Magisterarbeit drehte sich um die Berichterstattung über den 11. September.“
Mein Weg zu Google
„Als ich mit dem Studium fertig war, dachte ich daran, in die Unternehmensberatung zu gehen, das haben viele in meinem Umkreis gemacht – zumal ich aus einer Beraterfamilie komme. Dann habe ich aber jemanden kennengelernt, der bei Google arbeitete. Nach tatsächlich genau zehn Interviews hatte ich den Job. Selbst der damalige Europa-Chef von Google, Philipp Schindler hatte ein Gespräch mit mir – das hat mich sehr beeindruckt. Ich habe mich im Stillen immer gefragt: ‘Wissen die eigentlich, dass ich Berufseinsteigerin bin?“ Mittlerweile wurde die Anzahl der Bewerbergespräche auf vier reduziert.“
Mein Tagesablauf
„Gespräche mit meinem Team nehmen etwa die Hälfte meiner Zeit ein. Die andere Hälfte verbringe ich bei den Kunden vor Ort und mit ihren Anliegen. Pro Team betreuen wir etwa eine Handvoll Werbekunden. Als Managerin sehe ich meine Aufgabe darin, die Leute in meinem Team mit genug Zeit und Ressourcen auszustatten. Gerade, weil ich innerhalb des Teams aufgestiegen bin, glaube ich zu wissen, was sie benötigen.“
Mein Büro
„Ich sitze mit meinem Team in einem Großraumbüro. Das ist hier so üblich – wir haben aber auch einzelne Räume, in die wir uns zurückziehen können. Diese Räume sind oft nach Themen eingerichtet, etwa Wasser – was eben zu Hamburg passt. Bei uns geht alles sehr transparent zu, so dass es auch keine Geschäftsführeretage oder extra Parkplätze für sie gibt.
Insgesamt setzen wir bei Google nicht auf den hierarcchischen Ansatz, alle duzen sich. Das Team und das Miteinander stehen bei uns im Vordergrund, daher führen wir auch wöchentliche Mitarbeitergespräche. Durch all das gibt es keine Berührungsängste und wir können schnelle Entscheidungen treffen. Das ist unser Erfolgsrezept.
Mein Schreibtisch
„Mein Arbeitsplatz ist sehr aufgeräumt – ich mag es übersichtlich. Ich habe dort auch keine Fotos stehen. Allerdings befinden sich immer Handcremes darauf, was meine Mitarbeiter schon rätseln ließ, ob ich die Branche wechseln und eine Drogerie eröffnen will. Generell kann hier jeder seinen Schreibtisch gestalten, wie er will.“
Unsere Kantine
„Ich gehe jeden Mittag in einer unserer zwei Kantinen essen und mein Frühstück hole ich auch dort. Meist gehen wir als Team dorthin. Das Tolle bei uns: Das Essen ist kostenlos, abwechslungsreich, lecker, regional und liebevoll zubereitet.
Überhaupt ist Essen für uns ‚Googler‘ enorm wichtig und wir sind mit unserem Küchenteam sehr verbunden. Man merkt, die wollen, dass es uns gut geht! Das schöne ist, wir sitzen alle an langen Bänken und kommen so auch mit anderen Kollegen ins Gespräch. In die Kantinen passen etwa 150 Leute. Was ich besonders toll finde, ist unser sogenannter ‚Ninja-Lunch‘. Dafür kann man sich anmelden und man bekommt jemanden für eine Mittagspause als Essensverabredung zugeordnet. Diese eine Stunde ist dann automatisch im Terminkalender geblockt. Dadurch lernt man viele neue Leute kennen.“
Meine Work-Life-Balance
„Wir haben zum Glück eine Kinderfrau, die unseren Sohn morgens in die Kita bringt. Das würde mich zu sehr stressen, da verbringe ich lieber mehr Qualitätszeit mit ihm. Mein Mann arbeitet in der Woche in Oldenburg, so dass ich in dieser Zeit auch viel auf beide Omas und Opas zurückgreife, die zum Glück sehr nah wohnen. Einen Tag pro Woche habe ich frei, da mache ich auch schon mal einen Mittagsschlaf oder Sport auf dem Laufband. Erreichbar bin ich dabei immer, ich schaue auch zwischendurch in meine Mails, aber eigentlich war das auch am Wochenende noch nie wirklich nötig“
Mein Verdienst
„Über das Gehalt der Mitarbeiter äußern wir uns generell nicht. Google zahlt wettbewerbsfähige Gehälter, die sich aus unterschiedlichen Bestandteilen wie Basis, leistungsbezogener Bonus und Anteilen an der Firma zusammensetzen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Benefits, wie etwa das kostenlose Essen und das hausinterne Fitnessstudio. Mein Unternehmen ist bekannt als guter Arbeitgeber.“