Unternehmenskultur im Fokus: Arbeiten bei den Einhörnern macht selten Spaß

Schon im Bewerbungsverfahren fallen die wertvollsten deutschen Start-ups durch.

Claudia Obmann | 09.10.2024
Zwei Seiten einer Medaille: Die Mitarbeiter profitieren oft weniger von der offiziellen Wertschätzung der Unicorns.

Schlechte Arbeitsbedingungen Zwei Seiten einer Medaille: Die Mitarbeiter profitieren oft weniger von der offiziellen Wertschätzung der Unicorns. Foto: Joen Patrick Caagbay on Unsplash

Die wertvollsten deutschen Start-ups sind nur selten auch tolle Arbeitgeber. Das zeigt jetzt eine Auswertung von kununu. Auf dieser Online-Plattform können Mitarbeiter ihr Unternehmen beurteilen.

Von Arbeitsbedingungen bis Chef-Verhalten – die Angaben zu insgesamt 14 sogenannter Unicorns (zu deutsch: Einhörner), deren Geschäftsidee von Investoren mit jeweils mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden, wurden analysiert.

Und daraus ein Ranking erstellt.

Empfehlung für den Sieger, Warnung vor dem Tabellenletzten

Sieger ist der Münchener Process Mining-Spezialist Celonis. Zwischen diesem Bestplatzierten und dem Tabellenletzten N26 klafft eine riesige Lücke in puncto Mitarbeiter-Bewertung und Weiterempfehlungsquote.

Während 70 Prozent zufriedener Celonis-Mitarbeiter ihr junges Unternehmen als Arbeitgeber weiterempfehlen würden, fasst ein ehemaliger Mitarbeiter seine Erfahrungen bei der neuen App-Bank N26 so zusammen: „Nie wieder Start-ups.“

Mitarbeiter berichten von „unregelmäßigen Schichten“ und mangelndem Feedback („fast nie ein Danke“). Und so würde insgesamt nur etwas mehr als die Hälfte der N26-Mitarbeiter (55 Prozent) das Start-up als Arbeitgeber weiterempfehlen.

Ganz besonders verhageln jedoch die Kommentare zum Bewerbungsverfahren der jungen Bank die Note. Job-Kandidaten berichten zum Beispiel von unbeantworteten Anschreiben, abgesagten Jobinterviews und „unprofessionell“ geführten Vorstellungsgesprächen.

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Harte Arbeit, wenig Geld

Die Kununu-Auswertung zeigt, dass bahnbrechende Geschäftsideen noch lange keine Revolution im Personalbereich bedeuten. Beispiel Zalando, Vorletzter im Ranking: Mit dem Slogan „Schrei vor Glück“ ist der Online-Modeversand groß geworden.

Doch während Kunden Angebot und Service goutieren, sind in der Belegschaft des Berliner Händlers Glücksmomente bei der Arbeit offenbar eher spärlich gesät.

Nur 56 Prozent der Angestellten würden den Online-Moderiesen weiterempfehlen. „Chaotisch, unpersönlich, unausgebildete Führungskräfte, keine Work-Life Balance, …“, resümiert ein Mitarbeiter des Unternehmens.

Als besonders schlecht bewerten ehemalige und aktuelle Mitarbeiter den Faktor „Gehalt und Sozialleistungen“.

Aus der Sicht eines Mitarbeiters geht es zusammengefasst bei Zalando um „harte Arbeit für wenig Geld“.

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Schneller Umsatz, kaum Rücksichtnahme

Das allerdings ist kein Wunder, betrachtet man näher, wie sich Einhörner finanzieren. Oft stecken knallharte Kapitalgeber wie Rocket Internet dahinter, die möglichst schnell große Rendite auf ihre Start-up-Investition sehen wollen.

Da zählt nur, dass Umsatz gemacht wird und weniger, wie es den Mitarbeitern dabei geht.

Rasches Wachstum eines neuen Unternehmens reibungslos zu organisieren, erfordert Spezial-Know-how von Managern, was wiederum in der Gründungsphase meist nicht vorhanden ist.

Kein Dialog mit Kritikern

Auffallend ist der Auswertung zufolge, dass nur wenige der landläufig als offen und kommunikativ geltenden Start-ups regelmäßig auf die Kritik von Mitarbeitern auf kununu sichtbar antworten.

Von den 14 näher untersuchten Unternehmen reagieren drei überhaupt nicht auf Kritik, weitere sechs nur sehr unregelmäßig – hier bleiben über 90 Prozent der Kommentare unbeantwortet.

Nur eine Minderheit geht regelmäßig auf Kritik ein, besonders deutlich sticht hier „About you“ hervor, bei der mehr als jede zweite Bewertung kommentiert wird.

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Das Unternehmen geht dabei individuell und respektvoll auf längere Kommentare ein und fordert die Bewerter zum weiteren Dialog auf.

„Je stärker Start-ups wachsen, desto mehr müssen sie auch als Arbeitgeber erfolgreich sein. Ab einer bestimmten Größe gibt es keinen Bonus mehr und sie werden an den Standards in ihren Branchen gemessen“, sagt Sarah Müller, Geschäftsführerin von kununu.

„Unicorns sollten die Kritik von Mitarbeitern sowie Bewerbern daher als wertvolles Feedback verstehen und engagiert sowie sichtbar den Dialog mit ihnen führen.“

Auch diese Unicorns haben Stellen ausgeschrieben:

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