Neupriorisierung: Wie die Coronakrise bisherige Karrierewege verändert
Beschäftigte denken um, wenn sie ihre zukünftigen Arbeitsumstände betrachten: Sie suchen eine bessere Work-Life-Balance, einen anderen Arbeitsplatz oder eine neue Rolle, die sie glücklich macht.
Wohin führt der Weg? I Stehenbleiben gilt nicht: Wer etwas ändern will, muss etwas wagen. Karrierepfade im Wandel.
Das Empfinden darüber, wo und wie Menschen arbeiten, hat sich aufgrund der Pandemie verändert. Nach Monaten des Manövrierens durch die Corona-Krise überdenken viele Beschäftigte, was in Bezug auf ihre Karriere und ihre zukünftigen Arbeitsumstände tatsächlich wichtig ist. Das zeigt eine aktuelle internationale Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half.
Offensichtlich haben in den vergangenen Wochen viele Angestellte über ihren Job lange nachgedacht und ihre Lage neu priorisiert. Dabei wird deutlich, dass die Mehrzahl der Arbeitnehmer trotz eines Anstiegs der Arbeitslosenquote sowohl in Deutschland als auch international optimistisch bleibt.
Ein Großteil der Beschäftigten zeigt sich widerstandskräftig und ist in der Lage, sich der Krise mental zu widersetzen.
Von Covid-19 sehen nur die wenigsten ihre längerfristigen Karriereaussichten als negativ beeinträchtigt an. Gut drei Viertel der deutschen Teilnehmer haben hier keine Befürchtungen.
Zum Vergleich: Weltweit sind zwei Drittel der Befragten positiv gestimmt, obwohl immerhin gut die Hälfte besorgt darüber ist, ihren derzeitigen Arbeitsplatz aufgrund der Pandemie zumindest kurzfristig zu verlieren.
Wo ein Wandel bevorsteht
Wirklich zufrieden in ihrem Job und ihrer bisherigen ist aber nur knapp ein Drittel der international Befragten. Etwas höher liegt die Zufriedenheitsquote in Deutschland: Hier fühlen sich 39 Prozent der Beschäftigten noch an ihrem Arbeitsplatz wohl.
Doch es gibt eben auch viele, für die sich nicht nur inhaltlich etwas ändern soll:
1. Work-Life-Balance
Etwa ein Drittel der Umfrageteilnehmer kommt mit der Balance von Arbeit- und Berufsleben nicht mehr klar und ist dabei, ein neues Gleichgewicht herzustellen. Die Befragten gaben an, ihre Work-Life-Balance jetzt neu bewerten zu wollen.
2. Funktion und Position
Eine neue Rolle im Job sucht international gut ein Fünftel der Beschäftigten. In Deutschland liegt dieser Wert mit 16 Prozent etwas niedriger.
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3. Jobwechsel
An ihrem bisherigen Arbeitsplatz sehen 17 Prozent der Befragten keine Perspektive und wollen daher am liebsten ihren Job wechseln, Sie zeigen sich jedoch aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie zurückhaltend.
4. Homeoffice
Die Kontaktbeschränkungen in der Coronakrise haben eine neue Akzeptanz für das Arbeiten von zuhause aus hervorgerufen. Mehr als die Hälfte der Befragten ist überzeugt davon, dass der Job gut im Homeoffice zu erledigen ist. Sie sind auch der Meinung, dort sehr produktiv zu sein.
Außerdem haben knapp 60 Prozent der Befragten festgestellt, dass ihre Work-Life-Balance im Homeoffice steigt und sie durch das Wegfallen des täglichen Arbeitsweges Zeit und Geld sparen. Etwa drei Viertel der deutschen Beschäftigten wollen daher gern weiterhin von zu Hause aus arbeiten.
5. Kollegialität
Die Krise hat die Empathie füreinander gestärkt. 75 Prozent der Befragten sind eher bereit, Kollegen, die nicht im Büro sind, zu unterstützen oder zu vertreten. Die Rücksichtnahme untereinander zeigt sich aktuell vor allem darin, sich auf die krisenbedingten Maßnahmen einzulassen und zum Beispiel auf den Handschlag verzichten oder jetzt und in Zukunft weniger persönliche Treffen anzuberaumen.
Die Auswirkungen der Coronakrise für Geschäftsinhaber und Mitarbeiter sieht Sven Hennige, Senior Managing Director Central Europe & France bei Robert Half, keineswegs als zeitlich begrenzt an. Aufgrund der Antworten der befragten Arbeitnehmer ist er der Auffassung, dass sie „noch weit in die Zukunft hinein Arbeitsweisen und die Personalplanung beeinflussen werden“.