Jobausblick: In diesen Berufen ist der „Faktor Mensch“ auch künftig nicht ersetzbar

Trotz fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung werden mehr als zwei Millionen Jobs im Gesundheitswesen, in Lehre und Management entstehen, zeigt eine neuen Studie.

karriere.de/ka | 17.07.2024
In Gesundheitsberufen sind Menschen gefordert, die technologisches Know-how und Empathie besitzen.

Arzt im Einsatz In Gesundheitsberufen sind Menschen gefordert, die technologisches Know-how und Empathie besitzen. © Karriere Foto: National Cancer Institute on Unsplash

Menschliche Arbeit wird durch die Digitalisierung nicht überflüssig, im Gegenteil. In vielen Bereichen ist der Mensch weiterhin unverzichtbar und kann durch Technologien wie Robotics und Data Analytics nicht ersetzt werden.

Das betrifft knapp zwei Drittel der Tätigkeiten, die ein berufstätiger Mensch in seiner täglichen Arbeitszeit verrichtet, so das Ergebnis der aktuellen Deloitte-Studie „Jobs der Zukunft“ aus der Reihe „Datenland Deutschland“. Sie legt dar, wie Nachfrageveränderungen und neue Technologien die Arbeitswelt bis 2035 verändern werden – und auch dass mehr neue Jobs geschaffen als technologiebedingt wegfallen.

„Überall dort, wo es auf Interaktion mit anderen, auf Empathie und Kreativität ankommt, werden auch künftig Menschen gebraucht“, sagt Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte. Insbesondere gelte das für das Gesundheitswesen sowie Lehre und Ausbildung, aber auch für das Management in vielen Bereichen.

„Die Nachfrage nach den entsprechenden Tätigkeiten wird in den nächsten Jahren steigen. Die Jobs der Zukunft zeichnen sich durch zwischenmenschliche Kommunikation und Teamfähigkeit aus.“

Die Befürchtung, dass Technologie Arbeitsplätze kostet, hat eine lange Tradition, unterschlägt jedoch, dass meistens nur Teile von Berufen ersetzt werden können. Gleichzeitig aber ändert sich auch die Nachfrage nach Berufen. Die Studie zeigt: 2,1 Millionen neue Arbeitsplätze können bis 2035 in Bereichen entstehen, in denen der Mensch unersetzlich ist, und die überdurchschnittlich nachgefragt werden.

Demgegenüber stehen 1,1 Millionen Jobs, die verloren gehen könnten, da sie weniger nachgefragt und leicht ersetzt werden können.

Ein Viertel mehr Stellen im Bereich Gesundheitsberufe

Hinsichtlich Zukunftspotenzial liegt das Berufsfeld Gesundheit durch eine hohe Nachfrage und geringe Ersetzbarkeit der Tätigkeiten ganz vorne. Die Studie prognostiziert dort ein Plus 26 Prozent, was rund 759.000 Stellen entspricht.

Andere Jobs der Zukunft liegen in der Lehre und Ausbildung, die um 20 Prozent wachsen: Mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze entstehen hier.

Auch im Bereich „Unternehmensführung und -organisation, Recht und Verwaltung“ ist laut der Studie mit einem ordentlichen Plus zu rechnen. Um neun Prozent steigt das Angebot auf 427.000 zusätzlichen Stellen.

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Höhere Anforderungen an die Qualifikation

Doch auch in anderen Berufsfeldern werden nur selten ganze Berufsbilder wegfallen, sondern vielmehr Teilbereiche automatisiert werden. Gerade Routineaufgaben lassen sich leicht von Technologien erbringen.

Dementsprechend ist der Routineanteil in den Jobs der Zukunft nur halb so groß wie in anderen Berufsgruppen. Die abwechslungsreichen Bestandteile dieser Berufe sind vor allen Dingen interaktive und analytische Tätigkeiten wie Patienten- und Kundeninteraktion oder Projektplanung. Affinität für zwischenmenschliche Kommunikation sowie kreatives und strategisches Denken sind Fähigkeiten, die man für die Jobs der Zukunft mitbringen sollte.

Vor allem Spezialisten und Experten werden gefragt sein. Laut Studie bestehen die Zukunftsjobs mindestens zur Hälfte aus Berufen, die eine akademische Qualifikation erfordern.

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Verstärkter Einsatz unterstützender Technologien

Auch wenn Automatisierungstechnologien den Menschen nicht ersetzen können, spielen sie künftig eine zentrale Rolle. Sie werden im Durchschnitt rund 35 Prozent der jetzt noch von Menschen erbrachten Arbeitszeit beziehungsweise der entsprechenden Tätigkeiten übernehmen und den Menschen so unterstützen können.

Den größten Einfluss unter sechs betrachteten Technologien haben in diesem Rahmen Robotics, die rund die Hälfte der automatisierbaren Aufgaben übernehmen, und Data Analytics mit knapp einem Zehntel.

Die Deloitte-Studie zeigt: Das Automatisierungspotenzial digitaler Technologien wird überkompensiert. „Unter dem Strich entstehen also mehr Arbeitsplätze als durch Automatisierung wegfallen“, resümiert Nicolai Andersen, Managing Partner Consulting bei Deloitte.

Dennoch sei mit großen strukturellen Änderungen zu rechnen – mit mehr fachlicher Spezialisierung und einer gesteigerten Bedeutung von Kommunikation. „Eine der interessantesten Fragen wird sein, wie sich einzelne Berufsbilder durch eine andere Schwerpunktsetzung gewissermaßen neu erfinden“, so Andersen.

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