Konkretes Anschreiben statt langer Floskeln
Kurz und prägnant, so muss ein Anschreiben sein. Für Bewerber gilt: Endlose Ausführungen über jede einzelne Tätigkeit will kein Personaler lesen. Formulieren Sie präzise, so haben Sie die ersten Pluspunkte auf Ihrer Seite.
Personaler haben keine Zeit für Absolventenpoesie. Daher: Kommen Sie gleich zum Wesentlichen. Zählen Sie im Lebenslauf die Fakten ihrer Karriere auf – und verzichten Sie im Anschreiben auf einleitende Floskeln. Starten Sie stattdessen mit Ihrem stärksten Argument. Was haben Sie zu bieten? Warum sind Sie der ideale Kandidat? Wer kurz, knapp und präzise formuliert, zeigt, dass er weiß, worauf es ankommt.
Der Bewerbungscoach rät:
„Personaler überspringen Einleitungen im Anschreiben aus demselben Grund, aus dem Berlinbesucher nicht am Innsbrucker Platz verweilen: Es ist dort zu trostlos. Immerzu beantworten Bewerber am Anfang eine jener Fragen, die ihnen kein Mensch gestellt hat: Worauf beziehe ich mich? Was ist zuletzt mit mir passiert? Was löst die Job-Offerte in mir aus? Was halte ich vom Jobanbieter? Was sucht der Jobanbieter? Wie schätze ich meine Tauglichkeit ein? Das führt dazu, dass Bewerber gleich nach der Anrede einen der folgenden Eröffnungszüge wählen: Interesse, Freude und Begeisterung bekunden. Auf den Fundort der Offerte verweisen. Die Suchanfrage wiederholen. Dem Jobanbieter ein dickes Kompliment machen. Beteuern, dass sie genau auf die Stelle passen. Und als Gipfel der Arglosigkeit: Die höfliche Versicherung, dass man sich hiermit bewirbt.
Worauf kommt es also an? Ihr erster Satz im Anschreiben gibt allein darauf eine Antwort: Welcher Fakt spricht im Hinblick auf die Zielposition aus der Sicht des Jobanbieters zum jetzigen Zeitpunkt meiner Laufbahn am meisten für meine Job-Eignung? Bringen Sie sofort Ihr stärkstes Argument, oder Sie bringen sich um die Chance, die Augen des Rekrutierers für Ihre weitere Beweisführung zu öffnen. Stellen Sie nie einen Bezug zu einem Bedarf her. Nehmen Sie den Bedarf als gegeben. Bauen Sie kein Setting um Ihre Bewerbung. Sagen Sie knapp, korrekt und präzise, was für Sie spricht. Texten Sie zwischen „Sehr geehrte Damen und Herren“ und „Herzliche Grüße“ keinen Brief, sondern ein Briefing. Und: Eine Seite reicht.“
Gerhard Winkler ist Bewerbungsberater und Buchautor. Auf seiner Webseite schreibt er über Bewerbungsstress und Selbstvermarktung. www.jova-nova.com
Was Personaler nervt:
„Viele Bewerber senden zu kurze oder zu lange Anschreiben. Ein Kandidat hat mir einmal nur drei Sätze geschickt. Er schrieb darin lediglich, auf welche Stelle er sich bewirbt, wann er anfangen könnte und welches Gehalt er sich vorstellt. Zudem benutzte er auch noch ein sehr dünnes Blatt Papier, und die Druckerfarbe war so schwach, dass man den Text nur schwer lesen konnte. Solch eine Bewerbung lege ich gleich zur Seite. Wenn man sich bewirbt, informiert man sich doch vorher, wie die Unterlagen aussehen müssen. Das hat dieser Kandidat anscheinend nicht getan. Im längsten Anschreiben, das ich je erhalten habe, hat ein Bewerber auf zweieinhalb Seiten detailliert seine Erfahrungen und Projekte dargelegt. Das mag zwar interessant sein, sprengt jedoch völlig den Rahmen. Ich habe gar nicht die Zeit, das alles intensiv zu lesen. Der Bewerber konnte oder wollte keine Schwerpunkte setzen. Ich erwarte, dass ein Kandidat im Anschreiben kurz und prägnant mein Interesse weckt. Das hat er nicht geschafft.“
Andrea Diepen ist Resourcing Manager bei Vodafone Deutschland. Mitarbeiter weltweit: 65000, Deutschland: 9 000 Bewerbungen pro Jahr (Deutschland): 30000 Neueinstellungen 2007 (Deutschland): ca. 500
Ihr Anschreiben ist einzigartig:
1. Verstehen Sie Ihr Anschreiben als Briefing und nicht als Brief. Es ist ein als Leistungsbilanz aufgemachtes geschäftliches Angebot und eine Selbstpräsentation. Sie wenden sich an Profis: Ein Rekrutierer macht seinen Job. Sie arbeiten zu und machen ihm keine unnötige Arbeit.
2. Streichen Sie die Einleitung. Kommen Sie sofort zur Sache.
3. Machen Sie keine Ego-Statements in den ersten beiden Absätzen.
4. Lassen Sie alle Höflichkeiten, frommen Lügen, Interesse- und Freudebekundungen und Gemeinplätze weg.
5. Bestes Argument und Augenfänger der ersten Zeile ist immer der aktuelle Jobtitel.
6. Einsteiger verweisen auf Erfolge aus Praktika oder Jobs, auf Projektarbeiten, Schwerpunktfächer oder hervorragende Abschlüsse.