Brainteaser: 20 ungewöhnliche Fragen aus echten Vorstellungsgesprächen
Plus: Antworten vom Bewerbungstrainer auf fünf besonders fiese Fragen.
Wie teilt man einen Kuchen? Vom einfachen Rechenexempel bis zu schier unlösbaren Formeln müssen Bewerber im Vorstellungsgespräch rechnen. © Karriere Foto: Twinsfisch on Unsplash
Anschreiben und Lebenslauf sind gemeistert, dann steht ja „nur noch“ das Vorstellungsgespräch bevor. Immer häufiger müssen sich Jobsuchende in dieser Situation auf Fragen zur eigenen Persönlichkeit, zum eigenen Verhalten oder auf sogenannte Brainteaser einstellen. Das sind Denksportaufgaben oder Schätzfragen, die besonders schwer zu beantworten sind.
Die Absicht dahinter ist klar, sagt Jürgen Hesse, einer der bekanntesten Bewerbungscoachs in Deutschland: „Es geht darum zu beobachten, wie Bewerber mit diesen Fragen umgehen.“ Sein Tipp ist eher ein Appell an die eigene Grundhaltung: „Nervenstärke beweisen und vor allem charmant bleiben!“
Und David Döbele, Coach und Betreiber der Seite karrierefreund.de, erklärt: „Auch im Job müssen Beschäftigte etwa bei einem Kundenterminen in unerwarteten Situationen professionell improvisieren.“ Wenn ein Bewerber also von einer unerwarteten Frage aus der Bahn geworfen wird, sollte er schon allein deshalb solche Situationen einüben, um auch in heiklen Job-Situationen nicht ins Schwitzen zu geraten.
Doch auf welche Fragen müssen sich Jobsuchende im Bewerbungsgespräch einstellen?
Glassdoor hat die Arbeitgeberbewertungen auf seiner Plattform aus den vergangenen zwei Jahren ausgewertet – und besonders ulkige Fragen aus echten Vorstellungsgesprächen herausgefiltert. Sind Sie bereit? Dann lesen Sie hier, womit Bewerber rechnen müssen:
Persönlichkeitsfragen
Fragen zur Persönlichkeit sind für Bewerber eine Spagatübung. Einerseits sollen Kandidaten Eigenschaften wie Humor und Kreativität unter Beweis stellen.
Andererseits sollten sich Jobsuchende bewusst sein, dass sie sich weiterhin in einer professionellen Bewerbungssituation befinden und nicht allzu privat und geschwätzig werden. Vorsicht also bei diesen Fragen:
1. Was wäre der Titel Ihrer Autobiografie?
Gefragt von: Boston Consulting – Unternehmens- und Strategieberatung
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2. Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?
Gefragt von: Stollwerck – Lebensmittelunternehmen
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3. Arbeitest du, um zu leben, oder lebst du, um zu arbeiten?
Gefragt von: Veeva Systems – Cloud Computing Unternehmen
4. Halten Sie Ihren Job für eine Kunst oder eine Wissenschaft?
Gefragt von: Contentful – Content-Management-System-Anbieter
5. Mit welchen Spielzeugen haben Sie als Kind gespielt?
Gefragt von: Fele – Ingenieurdienstleister
6. Was wäre ein Grund, aus dem wir Sie nicht nehmen sollten?
Gefragt von: Bertelsmann – Medienkonzern
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7. Was würde Ihre Freundin an Ihnen ändern wollen?
Gefragt von: Agap2 – Personaldienstleister
8. Wo sehen Sie sich in 30 Jahren?
Gefragt von: Airbus – Flugzeughersteller
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9. Welchen Rat würden Sie ihrem 15-Jährigen Ich geben?
Gefragt von: Hays – Personaldienstleister
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10. Was wäre Ihr Traumjob, wenn Sie irgendeinen aussuchen könnten?
Gefragt von: PwC – Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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Schätzfragen, auch Brainteaser genannt
Schätzfragen verlangen häufig eine Zahlen- oder Mengengröße, ohne eine vorhandene Datenbasis abzugeben. Nur selten gibt es hier richtig oder falsch.
Viel wichtiger ist es, die Gesprächspartner Schritt für Schritt durch den eigenen Denkprozess zu führen und die Annahmen zu nennen, die zum Ergebnis führen. Versuchen Sie es doch mal:
1. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit auf außerirdisches Leben stößt?
Gefragt von: AppNexus – Technologieunternehmen
2. Wie viele Grad liegen zwischen dem Minuten- und Stundenzeiger, wenn es 15.15 Uhr ist?
Gefragt von: Altran – Technologieberatung
3. Wie viel Umsatz wird in Japan jährlich mit wieder verwendbaren Stäbchen gemacht?
Gefragt von: Bain & Company – Strategieberatung
4. Wie viele Schmuckstücke liegen am Strand von Nizza vergraben?
Gefragt von: Deloitte – Wirtschaftsprüfung und Risikoberatung
5. Wie können Sie bei geschlossener Tür testen, ob ein automatisches Licht im Bad tatsächlich ausgeht?
Gefragt von: Daimler – Automobilproduzent
Verhaltensfragen
Ähnlich wie bei den Persönlichkeitsfragen geht es bei Fragen zur eigenen Verhaltensweisen darum, authentisch und ehrlich zu sein. Die spielerischen Fragen sind letztlich verkappte Fragen nach Stärken und Schwächen.
Indem Bewerber aber in Gedankenspiele verwickelt werden, verlassen sie im Gespräch die vorgefertigten Pfade. Darauf dürfen sich Kandidaten gerne einlassen.
1. Was ist wichtiger? Dissens oder Konsens?
Gefragt von: BMW – Automobilproduzent
2. Würdest du dich als spontan und humorvoll einschätzen? (Antwort: „Ja“) Dann erzähle doch mal einen Witz.
Gefragt von: JAM! Reisen – Touristikanbieter
3. Was würden Sie tun, wenn Sie vor dem Kino versetzt werden, aber schon die Tickets gekauft haben?
Gefragt von: BMW – Automobilproduzent
4. Wenn Sie an einem freien Tag Fehler am Produkt entdecken, würden Sie den Chef anrufen?
Gefragt von: Asana Rebel – Fitness-Anbieter
5. Was ist das Verrückteste, das du jemals gemacht hast?
Gefragt von: EF Education First – Bildungs- und Reisedienstleister
Mit diesen Antworten überzeugen Sie Chefs und Personaler
Nun kennen Sie schon mal ein paar fiese Fragen. Aber: Wie genau soll man darauf antworten?
Bewerbungstrainer Jürgen Hesse hat sich zusammen mit seinem Kollegen Hans Christian Schrader für „Das große Hesse/Schrader Bewerbungshandbuch“ ein paar Persönlichkeits-, Verhaltens-, und Schätzfragen vorgenommen – mit Gedanken für eine gute Antwort.
• Wie viel wiegt eine Boeing 747?
Fies! Kontern Sie mit der klugen Gegenfrage: „Mit Passagieren und Ladung oder leer?“
Antwort: je nach Typ um die 170 bis 180 Tonnen. Vollgetankt und vollgepackt zum Start auch gerne einmal das Doppelte.
• Wenn Sie ein Straßenschild wären, was wären Sie dann?
„Was für eine Blödsinnsfrage“, meint das Autorenduo Hesse/Schrader. Aber: Bleiben Sie cool und sagen Sie auf keinen Fall, dass Sie ein Stopp-Schild oder eine Geschwindigkeitsbegrenzung sind.
„Was glauben Sie, wie dynamisch das auf Ihr Gegenüber wirkt?“, merkt Hesse an.
Besser: Überlegen Sie doch mal, welch positiven Assoziationen eine Vorfahrtsstraße weckt. Oder eine 20-prozentige Steigung (mit dem richtigen Auto, kein Problem).
• Wenn Sie eine Küchenmaschine sein müssten, für welche würden Sie sich entscheiden?
Wenn Sie dachten, die Straßenschild-Nummer war schon doof, dann merken Sie jetzt: Es geht immer noch blöder.
Hesses Tipp: Sagen Sie alles – „nur nicht Fleischwolf“.
Sympathisch ist, wer in der Not auf eine Kaffeemaschine kommt. Die ist der gute Geist einer jeden Bürogemeinschaft.
• Sie wollen ein Telefon für Taubstumme entwickeln. Wie gehen Sie vor?
Schrecksekunde! Naja: „Es braucht ganz sicher einen Bildschirm, oder?!“, fragt Schrader. Hier können Sie anknüpfen.
• Sagen Sie mal, wie Sie einen runden Kuchen in acht gleiche Stücke schneiden?
„Eigentlich überraschend einfach, nur nicht im ersten Moment“, sagt Hesse. Man viertelt den Kuchen und teilt jedes Viertel in zwei Teile.