Berufe der Zukunft | Teil 2: Von der Gartentherapeutin zur Fachärztin für Öko-Psychosomatik
Es gibt Jobs, die zwar kaum jemand kennt, die aber an Bedeutung gewinnen. Eine Personalmanagerin gibt einen Ausblick in die Zukunft.
Am Anfang war die Gartentherapie Die Verbindung zur Natur ist eine Erfahrung, die heilen hilft. Gartentherapeuten nutzen das bereits, jetzt folgen die Ärzte für Öko-Psychosomatik, die diese Erkenntnis zum Wohle der Menschen weiter ausbauen. © Karriere Foto: Tom Ezzatkhah on Unsplash
Mit Philosophieren verdient man kein Geld? Gartenarbeit dient nur dem persönlichen Ausgleich? Am Computer daddeln, ist schlecht für die Augen? Weit gefehlt. Hinter den Tätigkeiten stecken Berufe der Zukunft. Das weiß Jannike Stöhr. Die ehemalige Personalmanagerin und Autorin hat drei Jobs ausgewählt, die sich gerade erst entwickeln. Sie beschreibt die Tätigkeit, schätzt ein, wie groß der Bedarf ist und erklärt die Voraussetzungen, die Bewerber erfüllen müssen. Ihre Erfahrungen helfen, die Arbeitswelt von morgen besser zu verstehen.
Fachärztin für Öko-Psychosomatik
Was steckt dahinter?
Ein Gartentherapeut arbeitet im Garten – allerdings mit Menschen. Bei diesem Therapieansatz geht es darum, das menschliche Wohlbefinden mit Hilfe der Natur zu verbessern. Hier gilt: Das menschliche System funktioniert nur in Verbindung mit der gesamten Umwelt gut.
Bereits in den 1970er Jahren hat die Kansas State University Bachelor- und Masterstudiengänge in diesem Fachgebiet angeboten. In Europa hat besonders die Gründung der Internationalen Gesellschaft Garten Therapie (IGGT) im Jahr 2011 zur Bekanntheit dieser Ausbildung beigetragen. Auf die Gartentherapie setzt nun die Öko-Psychosomatik auf, deren weitere Grundlage die Medizin ist.
Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?
Einsatzmöglichkeiten bestehen in Kliniken und Reha-Einrichtungen.
Wie funktioniert der Job?
Die Wirksamkeit der Öko-Psychosomatik ist wissenschaftlich belegt. Der österreichische Biologe Clemens G. Arvay hat sich intensiv mit den positiven Auswirkungen von Pflanzen und Tieren auf das menschliche Immunsystem beschäftigt und so den Heilungscode der Natur „entschlüsselt“.
In einer fachärztlichen Therapie geht es darum, Menschen auf ihre Selbstwirksamkeit zurückzuführen, ihnen also zu vermitteln, dass sie schwierige Situationen aus eigener Kraft bewältigen können, dies zu verstehen und zu lernen. Der Mediziner muss erkennen, welche Elemente der Umwelt wirksam sein können. Denn nicht nur Körper und Geist sind verbunden: Über die Haut gibt es auch eine Verbindung zur Umwelt.
Natur und Umwelt muss bei Patienten konkret mitgedacht werden. Bereits heute gibt es Heilwälder – nicht nur in Japan, sondern auch auf Usedom. Diese sind zu therapeutischen Nutzen angelegt, können dabei helfen, chronische Erkrankungen oder psychische Störungen zu heilen.
Mittels Öko-Psychosomatik können auch schwere Krankheiten bekämpft werden. So ist es mittlerweile denkbar, Killerzellen zur Krebsabwehr zu aktivieren.
Wie groß ist der Bedarf?
Sehr groß.
Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen?
Noch gibt es kein Studium für die Öko-Psychosomatik. Denkbar wäre eine Mediziner-Ausbildung mit einer entsprechenden Erweiterung zum Facharzt in Öko-Psychosomatik.
Jannikes Erfahrung:
Eine Woche lang durfte ich den Mediziner und Psychotherapeuten Fritz Neuhauser in Wien begleiten, der Pionierarbeit auf diesem Gebiet leistet. Ich habe die Arbeit im Krankenhaus in Verbindung mit der Natur erlebt, die Gartentherapie mit traumatisierten Menschen und sogar die positive Wirkung der Natur auf mich selbst zu spüren bekommen.
Ich sehe in diesem Bereich sowohl Chancen als auch eine Notwendigkeit zu agieren – gerade mit Blick auf die fortschreitende Urbanisierung und den Verlust des Kontaktes mit der Natur.
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E-Sportlerin
Was steckt dahinter?
E-Sport befindet sich im Aufbau, ist vielen aber als echter Profisport unbekannt. Im Grunde ist es ein Wettkampf zwischen menschlichen Spielern an einem Videospiel und einem technischen Endgerät, wie einem Computer oder einer Konsole. Sogar Bundesliga-Vereine wie Schalke 04 oder der VfL Wolfsburg bauen eigene Mannschaften auf, um junge Menschen für E-Sport zu begeistern. Seit 2000 gibt es Weltmeisterschaften. Die ersten wurden in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ausgetragen. Das wird sich auch in den kommenden Jahren immer stärker professionalisieren.
Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?
Bundesliga-Clubs, Fußball-Vereine, Selbstständigkeit
Wie funktioniert der Job?
Man spielt ein PC-Spiel. Das beginnt schon im Teeny-Alter, die Reflexe sind da einfach besser als bei älteren Menschen. Man spielt für Geld und zum Teil in Teams – und kann wie ein Sportler bei Vereinen verpflichtet werden. Dann tritt man in Turnieren gegeneinander an.
Wie groß ist der Bedarf?
Klein, wie beim Profi-Sport auch
Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen?
Auf Talent und Expertise kommt es an. Das bedeutet: Sehr gute Computerspiel-Fähigkeiten, Reflexe und hartes Training müssen sein. Wie bei der Bundesliga auch. In China entstehen gerade spezielle Schulen, in denen Kinder auf den Profi-e-Sport vorbereitet werden sollen.
Jannikes Erfahrung:
Um den Job bei einer e-Sport-Agentur, die Profi-e-Sportler betreut und vermarktet, ausprobieren zu können, habe ich schon fleißig Fifa-Spielen mit der Konsole trainiert. Das ist Voraussetzung für meinen Test-Einsatz, bei dem ich aber noch nicht weitergekommen bin. Hier macht sich der Nischenjob schon im Vorfeld bemerkbar.
Der Profi-e-Sport ist mit Sicherheit auch kein Job fürs Leben. Gespielt wird allein oder in einem kleinen Team vor der Konsole. Gespräche gibt es kaum – und wenn, ohne Blickkontakt. Mentale Stärke ist wichtig. Und eine gute Rückenmuskulatur, denn auf Dauer bereitet das lange Sitzen vor der Konsole echte Probleme.
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Unternehmensphilosophin
Was steckt dahinter?
Die Welt wird immer komplexer: Digitalisierung, Internet, soziale Medien und viele Entwicklungen können krasse Auswirkungen auf die Welt haben. Unternehmen benötigen dringend Beratung, um ihren Platz in dieser Welt zu finden und zu behaupten.
Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?
Selbstständige Beratung oder interne Stabstelle für strategische Entscheidungen.
Wie funktioniert der Job?
Durch die Kunst des klugen und logischen Denkens kann Unternehmern aufgezeigt werden, welche Auswirkungen bestimmte Entscheidungen haben können und wie sie ethisch zu betrachten sind. Moralisch-ethische Aspekte werden bei allen organisatorischen, herstellungs- oder produktrelevanten Überlegungen mitdiskutiert. Dies geschieht zum Beispiel über sokratische Dialoge: Das ist ein Coaching-Tool, durch das der Unternehmensphilosoph mittels einer bestimmten Fragestellung Ideen der Mitarbeiter erkennt, ihnen auf den Grund geht und so Erkenntnisgewinn ermöglicht. Aus den Antworten der Führungskräfte oder anderer Entscheider entsteht oft ein Kosmos an Perspektiven zur Meinungsbildung.
Wie groß ist der Bedarf?
klein
Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen?
Notwendig sind ein scharfer Verstand, Kommunikationsfähigkeit und nach Möglichkeit ein Philosophie-Studium. Es gibt auch einen spezifischen berufsbegleitenden Studiengang in Wien zum Chief Philosophy Officer.
Jannikes Erfahrung:
Bei diffferent, einer Beratungsagentur in Berlin, habe ich eine Woche lang einen Philosophen begleitet. Gemeinsam haben wir sokratische Dialoge geführt. Ein Erkenntnisgewinn war an allen Tagen garantiert.
Im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen, die eine große Tragweite haben können und die damit einhergehenden Veränderungen wir nicht rückgängig werden machen können, ist ein Erkenntnisgewinn und ein kluges Durchdenken aller ethischen und gesellschaftlichen Folgen extrem ratsam.
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