Studie zu Dienstwagen: Männer, Marketing, Mercedes: Wer in Deutschland welche Dienstwagen fährt
Das Statussymbol verliert nur langsam an Reiz.
Studie zu DienstwagenMänner, Marketing, Mercedes: Wer in Deutschland welche Dienstwagen fährt
Das Statussymbol verliert nur langsam an Reiz.
Von Michael Scheppe
19. September 2019
Männer, Marketing, Mercedes: Wer in Deutschland welche Dienstwagen fährt
Dienstwagen
Die teuersten Firmenwagen fahren Manager aus der Automobilindustrie.
© Katka Pavlickova/Unsplash
Für Corinna Remberg haben Autos keine besondere Bedeutung. Die Beraterin, die bei der Boston Consulting Group (BCG) arbeitet, verzichtet sogar auf den eigenen Firmenwagen – obwohl sie von ihrem Arbeitgeber einen bekommen würde. „Mir ist nicht wichtig, dass ein eigenes Auto vor meiner Türe steht“, sagt die 26-Jährige.
Parkplatz suchen, Auto tanken, das ist ihr in Düsseldorf zu anstrengend. Sie will flexibel sein, unabhängig vom Verkehrsmittel. Unter der Woche berät Remberg ihre Kunden, nutzt Bahn, Flugzeug, Taxi. In ihrer Freizeit schwingt sie sich aufs Rad, bucht Carsharing-Autos, für längere Trips einen Mietwagen.
Remberg steht stellvertretend für die Generation der jungen Talente: Dienstwagen? Nein danke! 60 Prozent der Beschäftigten stufen einen Firmenwagen mittlerweile als „unwichtig“ ein, zeigt eine Umfrage der Hamburger Unternehmensberatung Compensation Partner. „Der klassische Dienstwagen mit Verbrennungsmotor verliert als Zusatzleistung an Attraktivität“, sagt Geschäftsführer Tim Böger.
Männer fahren häufiger einen Dienstwagen als Frauen
Die Analyse von 182.000 Arbeitsverhältnissen zeigt, dass nur jeder achte hierzulande einen Dienstwagen fährt. 88 Prozent kommen also mit anderen Verkehrsmitteln ins Büro. Trotz der zusehenden Verluste als Statussymbol: Vor allem Männer wollen mit ihrem Auto Eindruck schinden. Fast jede zweite männliche Führungskraft fährt das klassische Firmenauto – bei den Frauen ist es nicht einmal jede dritte.
Unter Führungskräften ist das Firmenauto vor allem im Vertrieb verbreitet: 63 Prozent der Vertriebler haben ein eigenes Dienstfahrzeug – schließlich ist für Vertriebler der Platz hinterm Lenkrad so etwas wie ihr mobiles Büro.
Laut Erhebung sind Dienstwagen auch bei den Chefs dieser Berufsbereiche beliebt:
- Marketing & PR (50 Prozent)
- Technik (46)
- IT (46)
- Einkauf, Logistik und Materialwirtschaft (41)
- sowie Finanzen und Controlling (41).
Den Porsche gibt es nur für die wenigsten
Für die Autohersteller ist das Geschäft mit den Dienstwagen ein wichtiges, schließlich sind sie oft hoch motorisiert, sehr gut ausgestattet – und damit teuer. Ihr Durchschnittspreis liegt bei 40.000 Euro, zeigt die Auswertung. Banker und Mitarbeiter aus der Autoindustrie fahren die am besten ausgestatteten Wagen. Ihr Durchschnittspreis: knapp 47.000 Euro, das reicht für 5er-BMW oder Audi A6. Die günstigsten Dienstwagen gibt es mit knapp 35.000 Euro im Krankenhausbereich – damit ist ein VW Passat drin
Wer kann sich welchen Dienstwagen leisten? Grob gesprochen kostet der Dienstwagen halb so viel wie der Fahrer des Autos verdient. Mit weitem Abstand an der Spitze aller Automarken: Porsche. Die Dienstwagen aus Stuttgart kosten mehr als 90.000 Euro und werden von Managern gefahren, die gut 190.000 Euro im Jahr verdienen.
Mit weitem Abstand folgen Fahrzeuge von BMW, Audi und Mercedes. Sie kosten rund 50.000 Euro. Der Jahresverdienst ihrer Fahrer: 90.000 bis 100.000 Euro. In Gehaltsklassen ab 50.000 bis 60.000 Euro kommen dagegen Kia, Mini, Opel und Toyota zum Einsatz.
Je größer das Unternehmen, desto verbreiteter die Dienstwagen
Gerade in großen Unternehmen werden Dienstwagen häufiger gefahren. In Großkonzernen mit über 20.000 Angestellten erhalten rund 16 Prozent aller Beschäftigen ein Firmenfahrzeug. In Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern sind es gerade einmal sechs Prozent.
Bei BCG fahren noch 30 Prozent der Mitarbeiter einen Dienstwagen. Doch auch wenn viele junge Berater kein Auto haben: Gerade wenn das erste Kind kommt, fällt die Wahl dann doch wieder aufs Auto. Auch Beraterin Remberg, die noch keine Kinder hat, kann sich das vorstellen: „Irgendwann im Leben kommt sicher der Punkt, an dem ein eigenes Auto Sinn macht.“