Jobzufriedenheit: So ist die Stimmung unter Deutschlands Angestellten
Zu wenig Geld: Ein Drittel plant, den Job zu wechseln, obwohl die meisten mit ihrer Arbeit zufrieden sind.
Jobwechsel für mehr Gehalt Also doch: Selbst Mitarbeiter, die gerne in ihrem Job arbeiten, würden für ein höheres Gehalt das Unternehmen wechseln. Foto: Fabian Blank on Unsplash
Besonders bei hippen Start-ups und unter jüngeren Kreativschaffenden hält sich die These, dass die Bezahlung heutzutage nicht mehr so wichtig sei. Eine neue repräsentative Studie des Münchner Personalvermittlers Avantgarde Experts, die karriere.de vorab vorliegt, kommt zu dem Schluss: Das Hauptmotiv für den Jobwechsel ist hohes Gehalt.
42 Prozent derjenigen, die in der vergangenen Dekade mindestens einmal den Job gewechselt haben, machten das wegen einer höheren Bezahlung. Nur für ein Viertel der Beschäftigten war eine bessere Arbeitsatmosphäre das Hauptmotiv für einen Wechsel.
Das gilt auch für die Gruppe derer, die planen, ihr Unternehmen zu verlassen: 70 Prozent der Befragten sagen, sie würden den Job nicht wechseln, wenn sie beim aktuellen Arbeitgeber mehr verdienen könnten. „Mit einer Gehaltserhöhung scheint sich also Loyalität kaufen zu lassen“, sagt Philipp Riedel, Geschäftsführer von Avantgarde Experts.
Personalverantwortliche, die verstärkt mit Homeoffice-Möglichkeiten und flexiblen Arbeitszeiten werben, sollten den Faktor Gehalt also nicht unterschätzen.
Männer sind mit ihrem Job zufriedener als Frauen
Auch beim Thema Jobzufriedenheit spielt das Gehalt eine wichtige Rolle: Bei zwei Dritteln der 1000 Befragten würde eine bessere Bezahlung die Jobzufriedenheit steigern.
Wenn es um die Zufriedenheit am Arbeitsplatz geht, sind Deutschlands Arbeitnehmer allerdings mit sich im Reinen: Drei Viertel der Berufstätigen sind laut Avantgarde-Erhebung mit ihrem Job zufrieden.
Dabei sind Männer, ältere Angestellten und diejenigen, die in einer Partnerschaft leben, tendenziell glücklicher mit ihrem Arbeitsumfeld. Nur ein Zehntel klagt über die Beschäftigung.
Interessant: Ein Studium wirkt sich im kaum auf die spätere Zufriedenheit im Job aus. Im Gegenteil: Akademiker sind eher weniger zufrieden als Angestellte ohne Hochschulabschluss.
Personalverantwortung macht glücklich
Größeren Einfluss auf die Zufriedenheit hat indes die Personalverantwortung – wer mehr Kollegen unter sich hat, geht auch lieber auf die Arbeit.
Martin Schnaack, Gründer und CEO von Avantgarde, erklärt sich die hohe Bedeutung des Gehalts mit den Mechanismen des Wirtschaftssystems. Geld sei immer noch der wichtigste Wert, mit dem Weiterkommen gemessen wird.
Er vermutet aber, dass der Höhepunkt erreicht sei und andere Themen wie die Werte und der Purpose von Unternehmen künftig eine wachsende Rolle spielen würden.
Ein Drittel der Angestellten will einen neuen Job
Deutschlands Arbeitnehmer, so scheint es, sind mit ihrem Job zufrieden. Dabei zieht jeder dritte Angestellte in Erwägung, im kommenden halben Jahr den Job zu wechseln.
Bei den Unter-30-Jährigen ist das gar bei jedem zweiten Befragten eine Option, auch Akademiker sind tendenziell wechselwilliger.
Viele sind zufrieden mit ihrer Arbeit, dennoch will ein Drittel einen neuen Job – wie passen die Ergebnisse zusammen?
„Dies könnte sich darauf zurückführen lassen, dass fast die Hälfte der Befragten das Gefühl hat, ihr Potenzial bei ihrem Arbeitgeber nicht voll auszuschöpfen“, sagt Riedel.
Gerade Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss fühlen sich laut Befragung zusehends unterfordert.
HR-Verantwortliche, raten die Studienautoren, sollten die Kapazitäten ihrer Mitarbeiter besser ausschöpfen, um ihre Zufriedenheit zu erhöhen – und sie so besser an die Firma zu binden. In Zeiten des Fachkräftemangels fällt Angestellten der Jobwechsel schließlich leichter.
Fortbildungen zur Digitalisierung: Ja, aber bitte in einem Präsenzseminar
Was sich Arbeitgeber auch wünschen: Weiterbildungen – vor allem zu digitalen Themen. Allerdings will dafür nur ein Viertel der Befragte neue digitale Möglichkeiten nutzen.
Die überwiegende Mehrheit bevorzugt klassische Präsenzseminare.
Und so zeigt diese Studie, dass viele Berufstätige auch in der sich immer schneller verändernden Welt oft noch zu klassischen Werten stehen – zu Präsenzseminaren eben und zu hohen Gehaltsforderungen.