Führungskräfte: Warum Frauen von Anfang an kaum eine Chance auf die große Karriere haben
Massive Vorurteile sind daran schuld, dass sich Frauen bereits auf der Einstiegsebene hinten anstellen müssen.
Probleme auf der untersten Sprosse der Karriereleiter Seit Jahrzehnten ändert sich kaum etwas an den Vorurteilen gegenüber Frauen im Job: Bereits auf der ersten Karrierestufe haben sie gegenüber ihren männlichen Kollegen das Nachsehen. Foto: Sam Carter on Unsplash
Von wegen gläserne Decke nur zu den obersten Führungspositionen: Wie die inzwischen fünfte „Women in the Workplace“-Studie der Unternehmensberatung McKinsey und der Frauen-Vereinigung LeanIn.Org von Facebook-Managerin Sheryl Sandberg zeigt, beginnt das Problem schon sehr viel früher.
Die Auswertung von Daten von 329 amerikanischen Unternehmen mit mehr als 68 500 Beschäftigten ergab, dass nicht etwa die „gläserne Decke“ ganz oben das größte Hindernis für Frauen auf dem Weg in die Geschäftsführung ist, sondern bereits der allererste Schritt auf der Karriereleiter in Richtung „Führungskraft“.
Die Quotenfrage
Frauen-Quoten sind ein heiß diskutiertes Thema. Gerade erst hat sich Online-Händler Zalando eine Geschlechterquote fürs Management verordnet.
Der Modeversand mit rund 14.000 Beschäftigten, die genauso wie die Kunden überwiegend weiblich sind, hatte mit seinem rein männlich besetzten fünfköpfigen Vorstand für Kritik gesorgt.
Nun soll bis Ende 2023 ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern erreicht werden.
Aber können Quoten für die Spitzenpositionen den Anteil der Frauen in der Geschäftsführung wirklich steigern?
Bewährung auf Teamleiter-Ebene
Quer durch alle Branchen kommen auf 100 Männer, die in die erste Führungsposition befördert oder dafür eingestellt werden, nur 72 Frauen. So die Ergebnisse der McKinsey-Studie. Diesen Nachteil auf der Einstiegsebene für Manager können Frauen im Verlauf ihrer gesamten Karriere nicht mehr aufholen.
In der Regel geht es bei der untersten Sprosse der Karriereleiter um die Teamleitung. Wer sich hier nicht bewährt hat, bekommt später erst recht keine Chance auf höhere Managementpositionen wie Abteilungs- oder Bereichsleiter oder gar eine Berufung in die Geschäftsführung.
Ewige Vorurteile
Ambitionierten Frauen kurz nach Uni und Berufseinstieg wird hier häufig die tatsächliche oder von Vorgesetzten zumindest befürchtete Mutterrolle zum Verhängnis.
Dazu kommen noch Vorbehalte in Sachen Leistungs- und Durchsetzungsfähigkeit, unklare Beförderungskriterien und unbewusste Vorurteile, durch die junge Frauen im Vergleich zu jungen Männern ins Hintertreffen geraten.
Wie etwa dadurch, dass Vorgesetzte diejenigen bevorzugen, die ihnen ähnlich sind. Der etablierte Hans sieht also in Hänsel den besten Nachfolger – und nicht in Gretel.
USA als mögliches Vorbild
Wenn Unternehmen es jedoch schaffen, diese „gebrochene Leitersprosse“ für junge Frauen zu korrigieren, könnte in den nächsten fünf Jahren eine Million Frauen in die Geschäftsführung der amerikanischen Unternehmen aufsteigen. Und damit für deutlich mehr Geschlechter-Gerechtigkeit in Sachen Macht und Einfluss sorgen als bisher.
Denn aktuell ist in den USA, obwohl es dort im Vergleich zu Deutschland schon sehr lange ein gesteigertes Bewusstsein für gleiche Chancen von Frauen und Männern im Berufsleben gibt, auch nur eine von fünf Personen der Chefetage weiblich.