Selbstpräsentation: Nicht jeder traut sich, diese Fragen auf einer Karrieremesse zu stellen
Wie Sie im Gesprächsmarathon einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen.
Karrieremessen für Gespräche nutzen Besonders auf Jobmessen können Absolventen herausfinden, wer zu ihnen passt und für welches Unternehmen sie geeignet sind. © Hello I'm Nick unsplash
Gerade im Herbst finden besonders viele Jobmessen, Karrieretage und Absolventenkongresse statt. Sie sind eine gute Chance, um als Bewerber viele interessante Arbeitgeber binnen kurzer Zeit kennenzulernen.
Doch für die meisten Besucher solcher Veranstaltungen – ob sie nun Karrieretag, Recruiting-Event oder Absolventenkongress heißen – sind Jobmessen auch eine Drucksituation.
Viele Fach- und Führungskräfte, die sich beruflich verändern wollen, fragen sich im Vorfeld eines solchen Events: Was, wenn ich die Gelegenheit mich gut zu präsentieren, nicht nutze? Was, wenn die anderen Kandidaten einen besseren Eindruck hinterlassen als ich?
Eins sollte vorab klar sein: Ein Karrieretag, eine Karrieremesse oder ein Absolventenkongress sind kein Bewerbungsgespräch. Kaum ein Gesprächspartner, ob Personaler oder Chef, wird Ihnen direkt am Stand ein Jobangebot unterbreiten.
Vielmehr geht es erst einmal „nur“ darum, ein gutes Erstgespräch zu führen und sich damit für ein Folgegespräch zu qualifizieren. Das sollte schon zumindest etwas Druck aus der Situation herausnehmen.
Karrieremesse: Das ist der Kniff des Experten
Für Bewerbungscoach David Döbele hinterlässt auf einer Karrieremesse bleibenden Eindruck, wer sein Gegenüber „als wirkliche Person und nicht als Repräsentant des Ziel-Unternehmens wahrnimmt.
Alleine dadurch wird man bei einem Recruiter viel eher positiv in Erinnerung bleiben als die 50 anderen Bewerber, die ihn nur kurz nach seiner Visitenkarte gefragt haben.“
Am besten baut man diesen positiven Eindruck über gezielte Fragen zur Person auf. Zum Warmwerden könnte man zum Beispiel mit Fragen wie diesen einsteigen.
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1. Wie lange arbeiten Sie schon für das Unternehmen?
„Das ist der ideale Einstieg ins Gespräch“, meint Döbele. Denn: Sie signalisieren Interesse an Ihrem Gegenüber und haben gleichzeitig den Weg für weitere Fragen zum Unternehmen geebnet.
Hören Sie genau zu und gehen Sie auf Ihr Gegenüber ein. „Natürlich sollte man die Antworten nicht unkommentiert mit ausdrucksloser Miene zur Kenntnis nehmen“, weiß Coach Döbele. Mit weiteren Fragen zeigt ein Kandidat, dass er wirklich spannend findet, was der Andere gerade erzählt.
Zum Beispiel ließe sich das Gespräch mit dieser Frage weiterführen:
2. Was genau sind Ihre Aufgaben im Unternehmen?
Klar eignet sich diese Frage nicht unbedingt, wenn Sie einen Recruiter vor sich sitzen haben – denn dessen Antwort dürften Sie kennen.
„Im Optimalfall sind auf der Karrieremesse aber auch Vertreter jener Fachabteilung vertreten, für die man sich interessiert“, sagt Döbele.
Die Antworten Ihres Gegenübers lassen sich sehr gut an weitere Fragen zum Arbeitsalltag anschließen.
3. Was begeistert Sie an Ihrem Arbeitgeber?
Wer sollte ein Unternehmen besser kennen, als die Leute, die darin arbeiten? Natürlich werden Sie auf einer Karrieremesse sicherlich wenig Negatives über ein Unternehmen hören. Schließlich geht es darum, neue Leute für eine Firma zu begeistern und anzuwerben.
„Die hier genannten Gründe kann man jedoch prima für Bewerbung und Vorstellungsgespräch nutzen“, so Coach Döbele. Sammeln Sie also alle relevanten Informationen und haken Sie weiter nach.
Varianten dieser Frage lauten:
- Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen im Bereich aus?
- An welchem Projekt arbeiten Sie derzeit?
- Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders interessant?
4. Was unterscheidet Ihr Unternehmen von anderen Arbeitgebern in Ihrer Branche?
Gerade wenn Sie Konkurrenten aufzählen und nennen, signalisieren Sie Fach- und Branchenkenntnis. Das Besondere an der Frage ist außerdem, dass der Vertreter des Unternehmens Ihnen überzeugend verkaufen muss, warum Sie sich denn bei ihm bewerben sollten.
Eine Variante dieser Frage lautet:
- Was macht die Team- und Unternehmenskultur besonders?
Der Kölner Karrierecoach Bernd Slaghuis rät hier: „Lassen Sie sich nicht mit allgemeinen Buzzwords, wie etwa ‚Wertschätzung‘ oder ‚Führung auf Augenhöhe‘ abspeisen.“ Ist Ihnen die Antwort zu schwammig, können Sie weiter nachhaken.
Zum Beispiel mit der nächsten Frage:
5. Worin sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen in Ihrem Bereich?
Betriebsinterna zum nächsten Sparprogramm werden hier sicher nicht ausgeplaudert, aber die Reaktion Ihres Gegenübers dürfte Aufschluss geben, wie es dem Unternehmen – beziehungsweise dem konkreten Bereich – geht.
Antwortet Ihr Gegenüber zögerlich oder muss der Firmenvertreter sehr lange nachdenken, könnte das ein Signal dafür sein, dass gerade ein Umbruch stattfindet.
Kommt die Antwort prompt und ehrlich, deutet das darauf hin, dass die Organisation bereits viel zu diesem Punkt reflektiert.
Stellenangebote: Der Kern einer jeder Jobmesse
Haben Sie ausreichend Informationen zum Gegenüber und der Firmenkultur gesammelt, können Sie weiter nach konkreten Stellen fragen. Das ist der Kern eines jeden Gesprächs bei einer Karrieremesse.
Coach Slaghuis: „Im Idealfall haben Sie bereits im Vorfeld der Messe die Liste der Aussteller gesichtet und bei für Sie interessanten Arbeitgebern auf deren Karriereseiten nach offenen Stellen gesucht.“
Gibt es dann Ausschreibungen, die zu Ihrem Profil sowie Ihren Vorstellungen über den nächsten Karriereschritt passen, sollten Sie überlegen, welche zusätzlichen Informationen für eine Bewerbung wertvoll wären.
Eine naheliegende Frage lautet:
6. Können Sie mir mehr Informationen zur ausgeschriebenen Stelle im Bereich [bitte ergänzen] geben?
Indem Sie anschließend noch tiefer zu konkreten Aufgaben, zur Struktur des Teams, den Vorgesetzten oder Schnittstellen mit anderen Bereichen fragen, signalisieren Sie echtes Interesse.
Wenn aktuell keine Stelle ausgeschrieben sein sollte, können Sie das proaktiv ansprechen und alternativ fragen:
- Gibt es in absehbarer Zeit Vakanzen, die über die ausgeschriebenen Stellen hinausgehen?
- Lohnt sich eine Initiativbewerbung in dem Bereich, der mich interessiert?
Slaghuis: „Vielleicht schaffen Sie es im gegenseitigen Austausch sogar, dass Ihr Gegenüber so sehr von Ihnen begeistert ist und eine neue Stelle für Sie schafft.“
Wovon der Coach abrät sind überbordende Fragen zur Work-Life-Balance und Urlaubstagen – „es sei denn, dies ist für Sie ein Entscheidungskriterium zu diesem frühen Zeitpunkt im Kontakt mit einem neuen Arbeitgeber“.
7. An wen darf ich meine Bewerbung richten?
Extrem wichtig, extrem häufig vergessen. „Wenn man sich mit den letzten Fragen gut angestellt hat, sollte der Gesprächspartner nur zu gern bereit sein wird, Sie ein wenig beim Bewerbungsprozess zu unterstützen“, sagt Döbele – zum Beispiel mit dem Versprechen, die Bewerbung direkt mit Priorität weiterzuleiten.
8. Woran werden Sie festmachen, dass ich als Mitarbeiter einen guten Job mache?
„Mit dieser Frage werden Sie viele Personaler und Chefs noch überraschen“, sagt Karrierecoach Slaghuis.
Doch aus Erfahrung des Karrierecoachs ist sie eine der wichtigsten Fragen überhaupt beim im Erstkontakt auf einer Jobmesse.
Denn: Mit der Frage finden Sie heraus, wofür Sie als Mitarbeiter ganz konkret ins Unternehmen geholt werden sollen.
„Aus der Antwort werden Sie aber nicht nur Klarheit über die Erwartungshaltung Ihres potenziellen neuen Arbeitgebers erhalten“, meint Slaghuis, „sondern Sie können auch für sich entscheiden, ob es das ist, was Sie mit Ihrem Fach- und Erfahrungswissen in das Unternehmen einbringen werden.“
9. Wie ist das weitere Vorgehen, wenn ich mich auf eine Stelle bewerbe?
„Vielen Bewerbern fehlt die nötige Klarheit über den Ablauf des Bewerbungsprozesses“, sagt Coach Slaghuis. Das löst Unsicherheit aus.
Nutzen Sie auf der Jobmesse die Chance, mit Recruitern oder Mitarbeitern des Wunsch-Unternehmens auch über solche Themen offen zu sprechen.
Weiterführende Fragen sind:
- Muss ich mich nach diesem Gespräch noch einmal formal bewerben oder reicht es aus, meinen Lebenslauf zu hinterlassen?
- Was wird mich als Bewerber im weiteren Verlauf erwarten?
- Wie viele Gespräche werden geführt werden?
- Sind Assessment-Center für die Stelle üblich? Wie sehen diese aus?
10. Wie bleiben wir in Kontakt?
Sie hatten ein gutes Gespräch? Dann sorgen Sie dafür, dass Sie von der Konversation auch nachhaltig profitieren. Gehen Sie sicher, dass Sie den Namen und die Position der Person korrekt verstanden haben und tauschen Sie Visitenkarten aus.
Auf diese Weise haben Sie jemanden, auf den Sie sich bei einer Bewerbung und im Anschreiben beziehen können. Insgesamt sollte das Gespräch etwa eine Viertelstunde dauern.
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