Hays-Fachkräfte-Index: Nachfrage nach Spezialisten sinkt – Bedürfnis nach Sicherheit steigt
Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte bricht im April um ein Drittel ein. Aber die Chance, auch nach Corona einen Job zu finden, besteht.
Fachkräfte I Die Lage von Ingenieuren hat sich deutlich verschlechtert.
Der Corona-Schock sitzt tief, das Geld wird knapp in den Unternehmen – und der Stellenmarkt bricht ein: War gefühlt gerade noch vom Fachkräftemangel die Rede, sieht es für die begehrten Spezialisten zurzeit weniger gut aus. Um ein Drittel verringerte sich der Stellenmarkt, wie jetzt eine Sonderauswertung des Hays-Fachkräfte-Index für die ersten vier Monate des Jahres 2020 ergab.
Je nach Branche und Kompetenzfeld der Fachkräfte ist die Nachfrage unterschiedlich stark gesunken.
„Der Stellenmarkt ist jedoch nicht so dramatisch eingebrochen, wie wir befürchtet hatten“, sagt Dirk Hahn, Vorstandsvorsitzender der Hays AG.
Zu den Branchen, in denen die Nachfrage moderater sank, zählt der öffentliche Sektor. Dort ging die Zahl der Stellenanzeigen zwischen Januar und April 2020 nur um elf Indexpunkte zurück. Unmittelbar vor der Krise hatten die Jobangebote hier sogar Rekordwerte erreicht.
Die Bewerber werden jetzt schnell zugreifen müssen. „Im Zusammenhang mit Corona spielen Themen wie Sicherheit auf einmal wieder eine stärkere Rolle. Das reicht von Sicherheit in den Lieferketten bis hin zu sicheren Arbeitsplätzen. Traditionell wird der öffentliche Sektor mit sicheren Arbeitsplätzen in Verbindung gebracht“, sagt Kathrin Möckel, Hays-Expertin in der Marktforschung.
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Finanzdienstleister verzeichneten mit einem Minus von 21 Indexpunkten zwischen Januar und April 2020 ebenfalls einen im Vergleich zu anderen Branchen geringeren Rückgang. Allerdings war der Bedarf bereits in der Vor-Corona-Zeit über Monate hinweg gesunken. Dagegen hatte es einen kräftigen Zuwachs an Stellenangeboten für Spezialisten von Banken und Versicherungen gegeben. Wie es hier weitergeht? Hays-Expertin Möckel sieht hier viele sich gegenseitig beeinflussende Faktoren, die eine Vorhersage erschweren: „Bei Banken spielt weiterhin das Thema Digitalisierung eine große Rolle, welche zum Aufbau an Kapazitäten (insbesondere IT) führt, aber auch zum Abbau von Stellen an anderer Stelle (zum Beispiel Filialschließungen).
Für ITler und Ingenieure waren die Aussichten vor der Coronakrise hervorragend: Jetzt hat sich die Lage deutlich verschlechtert, zumal auch im Bausektor schwierige Zeiten bevorstehen.
Obwohl aber In der IT-Industrie der Stellen-Index um 35 Indexpunkte sank – und das bereits seit Februar – bleibt das Thema Digitalisierung für die meisten Unternehmen eine Herausforderung. Kathrin Möckel erwartet, dass sich die Unternehmen aktuell möglicherweise zurückhalten, es jedoch auch eine verstärkte Nachfrage geben könnte. Digitalisierung – das hat spätestens die Coronakrise gezeigt – muss jedes Unternehmen ernst nehmen.
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In diesen Branchen steht es aktuell schlecht um neue Jobs
Fast um die Hälfte reduziert hat sich von Januar bis April die Zahl der Stellenangebote aus dem Handel. Auch im verarbeitenden Gewerbe fiel der Einbruch zwischen Januar und April
2020 mit -38 Indexpunkten sehr deutlich negativ aus.
Noch schlechtere Karten hatten Sales- und Marketing-Fachkräfte: Wer sich hier nach einem neuen Arbeitsverhältnis umsehen muss, sollte flexibel sein – oder auf Zeit spielen.
Hier gibt es noch Jobs für Sales- und Marketing-Experten
Hays-CEO Hahn resümiert: „Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte verlief im ersten Quartal 2020 bis zur Corona-Krise gut. Grundsätzlich zeigt er sich zu Beginn eines neuen Jahres eher positiv, da Unternehmen ihre Personalplanungen umsetzen. Durch Corona lässt sich nun allerdings nicht abschätzen, wie sich der Arbeitsmarkt für Fachkräfte mittelfristig gestalten wird. Wir erwarten für die nächste Zeit uneinheitliche Entwicklungen und sind verhalten optimistisch.“