Berufsbilder im Wandel: Wie sich Marketing-Jobs verändern und welche Gehälter möglich sind

Marketing-Experten der alten Schule müssen jetzt neu denken.

Anne Koschik | 17.11.2023
Marketing-Fachleute müssen den Rohstoff der Digitalisierung – Daten und Datenmengen – gezielt einsetzen.

Gefragte Jobs im Digital Marketing Marketing-Fachleute müssen den Rohstoff der Digitalisierung – Daten und Datenmengen – gezielt einsetzen. © Karriere Foto: Elio Santos on Unsplash

Durch technologischen Wandel und digitale Transformation ändert sich auch die Arbeitsweise im Marketing stark.

„Jetzt geht es um Themen, die datengetrieben sind“, sagt Thomas Hartenfels, der als Director bei der internationalen Personalberatung Robert Walters unter anderem das Sales&Marketing-Team koordiniert.

Marketing-Fachleute müssten den Rohstoff der Digitalisierung – die Daten und Datenmengen – gezielt einsetzen. „Allenfalls im Projektmanagement werden die Fähigkeiten der Marketingfachkräfte der alten Schule gebraucht.“

Neue Jobprofile

Besonders gefragt sind aktuell Digital Consultants, Junior Marketing Manager und Account Manager.

Der generelle Trend der Marketing-Jobs sei, technologiegetriebene Kunden und Konsumenten bedienen zu müssen. Das verlangt nach besonderen Skills. Im Gegensatz zum traditionellen Marketing, das häufig aus der Vogelperspektive Projekte angestoßen hat, ist der moderne Marketing-Experte dazu angehalten, selbst Erfahrungen mit dem Produkt zu machen, die „Customer Journey“ mitzuerleben und dadurch eine neue Nähe zur Marke und zum Kunden zu entwickeln.

Denn Kunden sind heutzutage erstmal zwei Drittel der Zeit auf eigene Faust im Internet unterwegs. Im letzten Drittel setzt dann der Marketier an.

Dabei hilft ihm „Predictive Analysis“ – also eine Analysemethode, die sich historischer und aktueller Daten bedient. Damit können neue Trends provoziert werden. Und mithilfe von „Programmatic Advertising“ gestalten die Marketing-Experten vollautomatische und individualisierte Werbekampagnen.

Fachbereiche verschmelzen im Marketing

Es ist auch ein organisatorischer Kulturwandel. Denn mehrere Fachbereiche greifen heutzutage ineinander: IT und Sales sind direkt mit dem Marketing verknüpft. Die Fachbereiche verschmelzen zum Teil miteinander und Unternehmensstrukturen ändern sich.

„Marketingspezialisten müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht mehr ausschließliche Kompetenzträger sind“, sagt Hartenfels. „Das verlangt nach Offenheit.“

Sie sollten darauf gefasst sein, dass sie einen Teil ihrer gewohnten Autonomie aufgeben müssen.

Druck durch disruptive Veränderungen

Der Wandel des Marketings zeigt sich besonders in der Banken- und Versicherungsbranche, die bereits disruptiven Veränderungen ausgesetzt war: Die Fintechs setzen alle unter Druck, denn „sie greifen scheibchenweise das Portfolio ab“. Hier sei zurzeit der Personalbedarf sehr hoch, die Jobs „hochbezahlt“, erklärt Hartenfels.

Eine neuartige Entwicklung zeichne sich daher auch in Karriere- und Gehaltsfragen bei den Marketingspezialisten ab: „Um ein sechsstelliges Gehalt zu erzielen, sind Budget- und Personalverantwortung gar nicht mehr nötig“, erklärt er. Profundes technologisches Wissen sorge für ebenso hohe Gehälter, zum Beispiel als UX/UXI Manager oder Product Manager mit Technologie- und Marketing-Bezug.

Marketing-Experten wechseln Jobs häufig

Das eröffnet bislang ungeahnte Möglichkeiten. Denn knapp zwei Drittel aller Beschäftigten im Marketing plant, den Job innerhalb der kommenden zwölf Monate zu wechseln. Das zeigt der gerade erschienene Salary Survey 2020 von Robert Walters.

Die meisten von ihnen verlassen ihren Arbeitgeber nach nicht einmal zwei Jahren. Und was wollen die Jobsuchenden?

1. An erster Stelle eine gute Work-Life-Balance: 56 Prozent erwarten dies. Das geht aus der Robert-Walters-Studie hervor.
2. Anerkennung und Belohnungen wollen 47 Prozent,
3. flexible Arbeitszeiten 44 Prozent und
4. variierende sowie interessante Tätigkeiten wünscht sich gut ein Drittel der Marketing- und Vertriebsfachleute.

Außerdem rechnen zwei Drittel der Marketing- und Vertriebsexperten sowohl mit einer Gehaltserhöhung als auch mit Boni – und das nicht erst bei einem Jobwechsel.

Und was können sie verdienen?

Während klassische Marketing Manager davon ausgehen müssen, dass die Obergrenzen ihrer Jahresgehälter sinken, sind im Digital Marketing die größten Sprünge möglich.

Das ist vor allem im oberen Management festzustellen: Im Vergleich zum Vorjahr können beispielsweise Chief Digital Marketing Officer mit einem Plus von 10.000 Euro schon beim Grundgehalt rechnen. Product Owner kommen auf rund 5000 Euro mehr.

Leichte Einbußen gibt es allerdings auch im Digital Marketing: So müssen Online-Marketing-Manager mit mehr als siebenjähriger Berufserfahrung auf sinkende Obergrenzen in den Grundgehältern einstellen. Auch Social Media Manager verzeichnen leichte Rückgänge in ihren Grundgehältern.

Top-Gehälter im Marketing

Position Jahresgehalt in TSD Euro Jahresgehalt in TSD Euro
3-7 Jahre Erfahrung 7-15+ Jahre Erfahrung
2019 2020 2019 2020
Digital Marketing
Chief Digital Marketing
Officer
95-120 100-130 110-160 120-200
Performance Marketing
Manager
(SEO/SEA)
60-75 60-75 75-85 75-85
Digital/Online Marketing
Manager
60-70 60-70 75-85 70-80
Marketplace Manager 60-70 60-70 75+ 70-80
Social Media Manager 60-75 60-70 60-80 60-75
Product Owner 60-75 65-80 75-90 75-90
UX/UXI Manager 65-80 65-80 80-100 80-100
Marketing
Chief Marketing Officer 90-110 90-110 100-150 100-150
Marketing Director 75-110 75-110 85-140 85-140
Marketing Manager 60-80 60-75 70-90 70-85
Brand Manager 50-80 60-80 60-90 60-90
Category Manager 50-70 55-70 60-80 60-80
Product Manager B2B 60-80 60-80 80-110 80-110
Product Manager B2C 50-80 60-80 80-100 80-100

Die angegebenen Jahresgehälter sind Grundgehälter ohne Bonus/Provision.

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