Arbeitsmarkt & Jobsuche: Das waren die Trends des Jahres 2019

2019 hat gezeigt: Für qualifizierte Fachkräfte herrschen gute Zeiten. Und für die Unternehmen ist erfolgreiches Recruiting als Wettbewerbsfaktor höchst bedeutsam. Der Trend wird sich 2020 fortsetzen.

Anne Koschik | 26.12.2019
2019 ist viel passiert - ein Rückblick zeigt unter anderem, dass sich Gehaltsverhandlungen lohnen.

2019 2019 ist viel passiert - ein Rückblick zeigt unter anderem, dass sich Gehaltsverhandlungen lohnen. © NordWood Themes on Unsplash

Schon jetzt spüren mehr als die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland einen Produktivitätsverlust durch unbesetzte Stellen – zeigt eine aktuelle Stepstone-Untersuchung. Fachkräfte sind sich ihrer guten Position bewusst, scheuen sich nicht zu wechseln und suchen auch die Gehaltsverhandlung aktiv.

Die Trends des Jahres 2019 im Einzelnen:

1. Fachkräfte sind selbstbewusster denn je
Rund zwei Drittel der Fach- und Führungskräfte halten ihren aktuellen Job für sicher. Und noch einmal deutlich mehr (74 Prozent) sind optimistisch, im Notfall innerhalb von maximal sechs Monaten einen neuen Job zu finden, mit dem sie zufrieden wären.

Weitere Studienergebnisse bestätigen die gute Verhandlungsposition von Fachkräften in Deutschland: Fast jeder dritte Bewerber entscheidet sich gegen das Vertragsangebot, das er am Ende des Bewerbungsprozesses bekommt. Etwa ebenso viele haben einen neuen Job schon einmal innerhalb des ersten Jahres freiwillig wieder gekündigt, weil dieser den Erwartungen nicht entsprach.

2. Weiterbildung wird zum Wettbewerbsfaktor
70 Prozent der Fachkräfte fühlen sich von ihrem Arbeitgeber in ihrer Karriereplanung nicht hinreichend unterstützt. Das zeigt die Stepstone Studie zum Thema Arbeitgeberattraktivität. Jeder Vierte hat die letzte Anstellung unter anderem aufgrund mangelnder Weiterbildungschancen gekündigt.

Und die Unternehmen? Dreiviertel der Personaler sind davon überzeugt, dass die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens direkt von der erfolgreichen Weiterbildung der Mitarbeiter abhängt. Aber nur 27 Prozent gehen auch davon aus, selbst gute Aufstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten.

3. Hohes Gehalt heißt nicht hoher Kontostand
Als die Städte mit den höchsten Durchschnittsgehältern 2019 haben sich Frankfurt am Main (73.200 Euro), München (70.600 Euro) und Stuttgart (68.000 Euro) erwiesen, wie der Stepstone-Gehaltsreport 2019 beweist.

Eine gemeinsame Analyse von Stepstone und immowelt.de macht allerdings deutlich, dass allein die Miete in diesen drei Städten zwischen 20 und 30 Prozent des Monatsgehalts beansprucht. Das gilt auch für andere attraktive Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Leipzig.

Besser sieht es in Niedersachsen aus. In gleich fünf Stadt- und Landkreisen des norddeutschen Bundeslandes ist das Verhältnis zwischen Einkommen und Miete besonders gut.

4. Eine Gehaltsverhandlung lohnt sich
Die Hälfte aller Beschäftigten konnte sich im aktuellen Job über eine Gehaltserhöhung freuen. Der meistgenannte Grund hierfür war, dass sie diese zuvor eine Erhöhung selbst aktiv eingefordert hatten. Ein lohnender Faktor für Fach- und Führungskräfte: Wer das Gehaltsgespräch sucht, wird offensichtlich belohnt.

5. Teamwork ist Erfolgsfaktor der digitalen Arbeitswelt
95 Prozent der Fach- und Führungskräfte in Deutschland arbeiten gerne im Team – und gutes Teamwork macht die Unternehmen auch erfolgreicher, verdeutlicht die Stepstone Studie „Erfolgsgeheimnis Team“.

Die Analyse zeigt: Teams, die stark zielorientiert arbeiten, scheinen die Innovationsfähigkeit in ihren Unternehmen besonders zu fördern. Eine Teamkultur, die von Vertrauen geprägt beziehungsweis offen für neue Ideen ist und auch Fehler zulässt, scheint vor allem die Leistungsfähigkeit positiv zu beeinflussen.

6. Bewerber wollen hinter die Kulissen blicken
Bereits im Vorstellungsgespräch wollen Berufseinsteiger und Jobwechsler erfahren, mit wem sie zukünftig zusammenarbeiten. 63 Prozent würden gerne einen der zukünftigen Kollegen kennenlernen. In der Realität treffen die allermeisten aber nur ihren möglichen Vorgesetzten. Mehr als sechs von zehn Kandidaten wünschen sich bereits im Vorfeld ihrer Bewerbung Informationen zu Entscheidungswegen, Führungs- und Kommunikationsstil im Unternehmen.

7. Starker Mittelstand auf Mitarbeitersuche
Gut drei Viertel der Führungskräfte im Mittelstand bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut – und nennen als Hauptgrund die Expertise und Produktivität ihrer Mitarbeiter. Die aktuell größte Herausforderung ist aus ihrer Sicht die Gewinnung neuer Fachkräfte.

Gut sechs von zehn kleinen oder mittleren Unternehmen planen, ihre Mitarbeitersuche zu intensivieren. Fast jedes vierte Unternehmen möchte zu diesem Zweck mehr in den Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke investieren.

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